Jonathan Kaplan
Junior Fellow (10/2018–06/2019)
Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR und die NS-Vergangenheit
Das Vorhaben setzt sich mit verschiedenen Perspektiven auf die NS-Vergangenheit seitens des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR in der Nachkriegszeit auseinander. Nach einer Analyse der Lebensläufe ehemaliger Mitglieder der NSDAP oder anderer NS-Organisationen, die nach 1945 eine diplomatische Karriere in der DDR einschlugen, wendet sich die Untersuchung der Geschichte der ostdeutschen jüdischen Diplomaten zu, wobei die prägende Rolle dieser für die Ausgestaltung einer DDR-Außenpolitik beschrieben wird.
Die politische Einstellung dieser jüdischen Diplomaten zu Israel, zum Zionismus und der ‚jüdischen Welt‘ nahm bei ihren diplomatischen Aktivitäten einen zentralen Platz ein. Ein Beispiel für die konkrete Auseinandersetzung mit historischen Themen in der Außenpolitik wird dabei die Darstellung der Internationalen Kampagnen der DDR gegen ehemalige NS-Verbrecher in der Bundesrepublik sein. Solchen Bemühungen folgte immer die Veröffentlichung von belastendem Material über ehemalige Nationalsozialisten sowie die Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit internationalen jüdischen Organisationen. Die Auseinandersetzung des ‚ersten sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden‘ mit der NS-Vergangenheit zeichnet – trotz der anfänglichen eindeutigen Leugnung der Kontinuität zu dieser Vergangenheit – ein faszinierendes, bis heute nachwirkendes Bild der deutschen Nachkriegsgesellschaft.
Jonathan Kaplan ist Doktorand an der Freien Universität Berlin und hat einen Bachelor bzw. Masterabschluss in Politikwissenschaften und Geschichte der Hebrew University on Jerusalem. Der Titel seiner Masterarbeit ‘The German Question’ in the East-German Historiography, 1945–1961. Culture, Territory and Enemies. Zwischen 2009 und 2012 war er Fellow am Richard Koebner Minerva Center for German History in Jerusalem.