Violeta Davoliūtė
Senior Fellow (10/2022 – 02/2023)
Der Holocaust-Täter im lokalen Gedächtnis: Fallstudien aus Litauen in europäischer Perspektive
Der Ausbruch der kommunalen Gewalt gegen Jüdinnen und Juden, der durch den deutschen Einmarsch in die UdSSR ausgelöst wurde, wurde von der Wissenschaft lange vernachlässigt. Neuere Forschung, die sich auf die Aussagen jüdischer Überlebender und auf zuvor unzugängliche sowjetische Archive stützt, haben dieses Problem zum Teil behoben. Weniger bekannt ist die Erinnerung nicht-jüdischer Augenzeug:innen und ihre Perspektive auf die lokalen, nicht-deutschen Täter:innen. Dieses Projekt nutzt noch wenig untersuchte Sammlungen audiovisueller Zeugnisse nichtjüdischer Zeug:innen der nichtdeutschen Beteiligung am Holocaust. Es wird untersucht, wie sich die lokale Erinnerung an die Täterschaft von der Zeit der fraglichen Ereignisse bis heute entwickelt hat, und zwar vor dem Hintergrund der sich verändernden Erinnerungsregime von der sowjetischen zur postsowjetischen Zeit. Diese Zeugenaussagen weichen von der kollektiven Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg als Zeit des sowjetischen Sieges oder der nationalen Viktimisierung ab und sind der Schlüssel zum Verständnis der Motivation und der Rolle dieser Täter:innen auf lokaler Ebene.
Violeta Davoliūtė, Professorin am Institut für Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften der Universität Vilnius sowie Projektleiterin von Facing the Past: Public History for a Stronger Europe (Horizon Europe, 2022–2025). Als Spezialistin für kulturelles Gedächtnis und soziales Trauma hat sie zahlreiche Publikationen zu diesen Themen mit Fokus auf die baltischen Staaten und Ost-Mitteleuropa veröffentlicht.
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