Sławomir Kapralski
Senior Fellow (10/2013 – 08/2014)
Das Holocaustgedenken als Referenz und Rahmen und die Roma/Sinti Bewegung in Österreich und Polen
In meiner Forschungstätigkeit rekonstruiere ich wie das Schweigen über das Schicksal der Roma und Sinti während des Zweiten Weltkrieges in Österreich und Polen gebrochen wurde und vergleiche die Mechanismen der Formen des Gedenkens durch die Roma an den Völkermord in beiden Ländern. Insbesondere interessiere ich mich dafür, welche Rolle die Verurteilung und Verfolgung der nationalsozialistischen Verbrechen und das Wiedergutmachungsverfahren spielen, für die Beziehungen zwischen Roma/Sinti und jüdischen Organisationen, für den Stellenwert der politischen Mobilisation der Roma/Sinti, für die Unterschiede zwischen den öffentlichen "Erinnerungskulturen" in Österreich und Polen, und für die Anfänge des organisierten Gedenken der Roma an die nationalsozialistische Verfolgung. Besonderes Augenmerk gilt der wieder erwachten Bedeutung von Gedenken in der Roma/Sinti Bewegung und ihrem Kampf gegen "Antiziganismus" und für den verbesserten sozio-ökonomischen Status der Roma. Letztendlich untersuche ich die Rolle der Globalisierung des Holocaust-Diskures und dessen Funktion als "Grunderzählung" einer pan-Roma Identität, um herauszufinden ob eine solche Identität lebbar ist, oder ob die Gruppe der Roma weiterhin als komplexes Netzwerk verschiedener Identitätsprojekte bestehen bleiben wird.
Sławomir Kapralski, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut der Philosophie und Soziologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Studium zum Doktor der Soziologie an der Jagiellonischen Universität in Krakau. Forschungstätigkeit zu den Themen Nationalismus, Ethnizität und Identität, kollektives Gedächtnis, Antisemitismus und der Holocaust, sowie die Roma Gemeinschaften in Europa. Er ist Mitglied der Gypsy Lore Society, der European Association for Holocaust Studies, und des European Academic Network on Romani Studies.