Andrij Kudrjatschenko
Fellows from Ukraine (10/2022-12/2022)
Holocaust: ukrainischer Diskurs, europäischer Kontext
Die wichtigsten und moralisch einflussreichsten Repräsentant:innen des Holocaustgedenken auf Ebene der Nationalstaaten waren anfangs Deutschland, Israel und die USA. Doch der Zivilisationsbruch war und ist für alle Demokratien Europas von hoher Relevanz. Der Holocaust hat in der ukrainischen Wissenschaft einen anderen Stellenwert als in Westeuropa. Schließlich stellt der Holocaust für den Westen den Eckpfeiler der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg dar und gilt als ausdrucksstärkstes Symbol für die Verbrechen des Nationalsozialismus sowie zentrales historisches Ereignis des 20. Jahrhunderts, das zu einer tiefgreifenden Neubetrachtung der europäischen Geschichte seit der Aufklärung geführt hat.
Auch für die Betrachtung der ukrainischen Geschichte spielt der Holocaust eine wichtige und aktuelle Rolle. Gleichzeitig sind es ukrainische Realitäten, die oftmals die Betrachtung dieses Themas verkomplizieren. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, die ukrainischen Spezifika dieser Betrachtungsweise im Vergleich mit der westeuropäischen Darstellung herauszuarbeiten.
Andrij Kudrjatschenko, Professor für Zeitgeschichte, Direktor des Instituts für Weltgeschichte der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine. Diplomat, Gesandter der Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland (1998-2000 in Bonn und Berlin), Korrespondierendes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine (seit 2018). Vorsitzender der Fachzeitschriftsredaktion Probleme der Weltgeschichte, Mitglied mehrerer Redaktionen von Zeitschriften in der Ukraine und im Ausland. DAAD Stipendiat Göttinger Arbeitskreis, Stadtbibliothek Berlin (November – Dezember 2008).
Stipendiat des United States Holocaust Memorial Museums (Juli 2020, Juli 2021 Washington, DC). Stipendiat des Instituts für Zeitgeschichte (Oktober-November 2021). Seine Forschungsfelder sind Holocaust, Hungersnot in der Ukraine, ukrainisch-deutsche Beziehungen Mitte des 20. bis Anfang des 21. Jahrhunderts, das historische Gedächtnis der Ukrainer:innen. Seine aktuellen Forschungen konzentrieren sich auf ukrainischen Diskurs und europäischen Kontext des Holocaust.