Nadiia Skokova
Fellows from Ukraine (09/2022-10/2022)
Aus den städtischen Wurzeln: Die Landjüdinnen und -juden an der Schwelle zur modernen Politik in Ostgalizien
Das Projekt soll das Verständnis der Galizianer erweitern – das historische Phänomen, das die galizischen Jüdinnen und Juden beschreibt, deren Identität sich unter der Herrschaft der Habsburger herausbildete und die die Mehrheit ihrer Angehörigen im Holocaust verloren. Galizien war die Region, in der die jüdische Bevölkerung eine der größten jüdischen Gemeinschaften der Welt bildete und eine ganz eigene Dynamik aufwies.
Ziel des Projekts ist es, das Alltagsleben der Jüdinnen und Juden außerhalb ihrer gemeinsamen Umgebung, den Schtetls, rekonstruieren. Einerseits zeigt es uns, wie die Jüdinnen und Juden auf dem Lande die wichtigen Bindungen an religiöse Praktiken beibehielten, und andererseits, auf welch vielfältige Weise sich die moderne Politik innerhalb der jüdischen Gemeinschaft verbreitete. Als wichtige Kontextualisierung soll auch das jüdisch-ukrainischen Zusammenleben in der Karpatenvorlandregion seit dem Ende des 19. Jahrhunderts betrachtet werden. Das soziale und wirtschaftliche Umfeld des Miteinanderlebens in der Region wird analysiert und die politischen Diskurse, die den ethnischen Antagonismus zum Hauptmerkmal von Missverständnissen machten, können so überdacht werden.
Nadiia Skokova ist Historikerin für das moderne Ost- und Mitteleuropa an der Ukrainisch Katholischen Universität in Lwiw mit besonderem Interesse an Fragen der Massenpolitik, des sozialen Wandels in der Moderne, der Minderheitenpolitik und des kulturellen Wandels. Ihre Doktorarbeit ist dem Thema der nationalen und modernen Transformation der galizischen Juden in der Zwischenkriegszeit gewidmet (Die ostgalizische zionistische Föderation (1918-1929): Formierung einer eigenen Ideologie und Aufbau einer modernen jüdischen Gesellschaft).