Dominique Hipp
EHRI-Fellow (11/2016)
Narrative der Gewalt. Berichte aus Dachau, Mauthausen und Ravensbrück
Die Quellen dieses interdisziplinären Forschungsvorhabens sind Aussagen von TäterInnen, die in Gerichtsverfahren zwischen 1945 und 1955 zu NS-Gewaltverbrechen gemacht wurden. Das Dachauer Hauptverfahren, zwei deutsche Verfahren gegen Frauen aus dem KZ Ravensbrück und Volksgerichtsprozesse zum Lager Mauthausen bilden den Korpus. Gerichtsverfahren stellen eine besondere Kommunikations- und Dialogsituation dar, der in der Analyse besonders begegnet werden muss. Die Untersuchung der Aussagen der Angeklagten verschiebt sich vom ‚Was‘ zum ‚Wie‘ des Erzählens und fordert die Anwendung erzähltheoretischer Methoden. Die Frage, wie Raum und Situation in den Lagern von den Angeklagten beschrieben werden und wie sie sich selbst erzählerisch positionieren, ist die Kernfrage. In den Aussagen sind spezifische Fiktionalisierungsstrategien und eine bestimmte Form der Rhetorik vorzufinden. Die Anwendung literaturwissenschaftlicher Modelle bei der Analyse nicht-fiktionaler Texte verfolgt zwei Ziele: Sie verspricht neue Erkenntnisse für die Historiografie und leistet gleichzeitig einen methodischen Forschungsbeitrag.
Dominique Hipp ist Doktorandin am DFG-Graduiertenkolleg „Faktuales und fiktionales Erzählen“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von 2013 bis 2015 war sie als wissenschaftliche Hilfskraft an der Aufbauphase des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München beteiligt, wirkte an der Erarbeitung der Dauerausstellung des NS-Dokumentationszentrum in München mit und war an Projekten des Jüdischen Museums in Augsburg beteiligt.