Hana Green
EHRI-Fellow (10/2021)
Illegales Leben: „Arische“ Scheinidentitäten jüdischer Frauen während des Holocaust
Dieses Dissertationsprojekt untersucht „arische“ Scheinidentitäten jüdischer Frauen in Zent-raleuropa während des Holocaust. Im Vordergrund stehen dabei jene Transformationspro-zesse, die die Annahme einer solchen, falschen Persona für diese Frauen und ihre jeweilige Vorkriegsidentität bedeuteten sowie die individuellen Implikationen dieser Umformung als eine unmittelbare Reaktion auf Verfolgung. Anhand von Fallstudien und Erfahrungsberichten nähert sich diese Studie dem Themenkomplex an. Vom Standpunkt „arischer“ Scheinidenti-tät aus erscheint die Alltagsgeschichte des Holocaust zwischen jüdischer Absenz und Präsenz in einem neuen Licht, denn in dieser relationalen Perspektive wird „das Arische“ aus jüdi-scher Sicht artikuliert und perfomiert. In Rückbindung an transnationale und transhistorische Fragestellungen von Identitätsbildung und -formbarkeit, fokussiert dieses Projekt insbeson-dere geschlechtsspezifische Erfahrungen von Trauma und Überleben. Die Annahme „ari-scher“ Scheinidentitäten durch jüdische Frauen wird somit als ein von Gender-Logiken ge-prägter Moment in der Historiografie des Holocaust verhandelt.
Hana Green Hana Green ist Doktorandin am Strassler Center für Holocaust und Genozid Studien der Clark University (USA). Ihr Bachelorstudium in Geschichte hat sie an der University of Florida ab-solviert, gefolgt von einem Master in Holocaust Studien an der Universität Haifa (Israel). Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen: Geschichte des Holocaust, Jüdische Geschichte, Gender und Identität. Sie war Stipendiatin des Leo Baeck Institutes, des Hadassah-Brandeis Institu-tes, EHRI und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Zuletzt erhielt sie ein Claims Conference Fellowship (The Conference on Jewish Material Claims against Germany; 2018-bis heute).