Pavel Baloun
Junior Fellow (10/2017–07/2018)
„Massakriert sie alle!“ Kollektive Gewalt und die Dynamik tsiganophober Maßnahmen in der Tschechoslowakei 1918–1942
Das Forschungsvorhaben erforscht die einzelnen Maßnahmen zur Schaffung und Implementierung der gegen Roma gerichteten Schritte in der Tschechoslowakei während der Zwischenkriegszeit sowie der NS-Besatzung Böhmens und Mährens. Im Mittelpunkt der Analyse steht dabei der Umgang diverser staatlicher Einrichtungen, wie der Gendarmerie, der Gemeinden, Bezirkshauptmannschaften und Gerichte, mit den als ‚Zigeuner‘ stigmatisierten Menschen, wobei vor allem die konkreten Auseinandersetzungen über deren Status von Interesse sind. Auch die unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten und Verteidigungsstrategien der Betroffenen werden in die Untersuchung miteinbezogen. Ein weiteres Ziel ist, die Forderungen nach einer ‚Lösung der Zigeunerfrage‘ in den 1930er-Jahren nachzuzeichnen, um so die Dynamik(en) der romafeindlichen Maßnahmen am Beginn des Zweiten Weltkriegs mit seinen gewalttätigen Folgen ausloten zu können.
Pavel Baloun studiert historische Anthropologie und arbeitet zurzeit an seiner Dissertation an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Prager Karls-Universität. In Zusammenarbeit mit dem Institut Theresienstädter Initiative baut er im Rahmen eines Projekts eine Datenbank zu den Roma-Opfern des Holocaust in den böhmischen Ländern auf.