Benedetta Carnaghi
Junior Fellow (09/2018–02/2019)
L’univers concentrationnaire. Wie NS-Spione zum System der Deportationen im Zweiten Weltkrieg beitrugen
Benedetta Carnaghis Arbeit wird die Spionageaktivitäten der italienischen faschistischen Geheimpolizei OVRA (Organizzazione per la Vigilanza e la Repressione dell'Antifascismo) mit ihrer NS-Entsprechung, der Gestapo, zwischen 1927 (dem Gründungsjahr der OVRA) und 1945 vergleichen.
Dabei wird aber der traditionelle Fokus verlagert werden: weg von einer reinen Institutionengeschichte hin zu einer detaillierten Analyse der Profile und Motive der Informanten. Geschichtsschreibung wird so als Werkzeug genutzt, um aktiv in die laufenden Debatten über Überwachung zu intervenieren. Ziel des Wiener Forschungsaufenthaltes ist aber vor allem die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Spionage und Deportation.
Dabei wird der Rahmen und die Befehlskette des NS-Terrorsystems von unten nach oben analysiert: Die letzten Rädchen in diesem waren Spione, die vorgaben, Verbündete der antifaschistischen Widerstandskämpfer zu sein, tatsächlich aber ständig deren Namen an Vertreter des NS-Regimes weitergaben. Ziel ist es, zu klären, wer diese Spione letztlich waren, vor allem was sie dazu motivierte, die Festnahme und Deportation von Widerständlern, alliierten Soldaten und Juden zu betreiben.
Benedetta Carnaghi is Doktorandin der Cornell University in Ithaca/NY. Sie erhielt zahlreiche Fellowships, zuletzt vom Judith Reppy Institute for Peace and Conflict Studies, vom Chateaubriand Fellowship Program, von der Lemmermann Foundation, und vom Trinity College’s Cesare Barbieri Endowment. Ihre jüngsten Veröffentlichungen: Three Layers of Ambiguity. Homosexual Spies and International Intrigue in Fascist Italy in einer Sonderausgabe von The Space Between. Literature and Culture 1914–1945.