Stellungnahme des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI) zum aktuell weltweit ansteigenden Antisemitismus
Das VWI verurteilt den starken Anstieg antisemitischer Vorfälle von verbaler und physischer Gewalt sowie der weltweiten Bedrohung von Jüdinnen und Juden nach den terroristischen Angriffen der Hamas auf israelische Wohngebiete am 7. Oktober 2023. In der Nacht auf den 1. November 2023 wurde die Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs in Brand gesteckt.
Schon Anfang November 1938, vor genau 85 Jahren, hatte die Israelitische Kultusgemeinde Wien die Verwüstung ihrer Zeremonienhalle durch die Nationalsozialisten beklagen müssen. Während des Zweiten Weltkrieges bot der neue jüdische Friedhof wiederum den in Wien verbliebenen Jüdinnen und Juden einen letzten Zufluchtsort. Er ist somit auch als zentraler Erinnerungsort des Überlebens in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Der neuerliche Anschlag weckt heute in vielen Überlebenden traumatische Erinnerungen an den Holocaust. Zeitgleich werden vielerorts, so auch in Wien, Jüdinnen und Juden bedroht, ihre Häuser und Straßenzüge gekennzeichnet.
Das VWI fordert die Republik Österreich und die Stadt Wien dazu auf, alle Mittel des Rechtsstaates einzusetzen, um die Betroffenen zu schützen und antisemitische Hasskriminalität konsequent zu ahnden.
Der Holocaustüberlebende Simon Wiesenthal steht mit seinem Lebenswerk für die Verteidigung unserer demokratischen Grundwerte und für eine Verständigung zwischen den unterschiedlichsten gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Gruppierungen. Beides sieht das VWI durch die derzeit um sich greifenden Angriffe gegen Jüdinnen und Juden in aller Welt und auch in Österreich bedroht. Das VWI steht solidarisch zu allen Jüdinnen und Juden, zur Israelitischen Kultusgemeinde in Österreich, zu Israel als Heimat der Überlebenden des Holocaust und ihren Nachkommen sowie den Geiseln der Hamas im Gazastreifen. Das VWI gedenkt aller zivilen Opfer des Konfliktes in Nahost. Das VWI ruft die Bewohner:innen Österreichs, insbesondere die Verantwortlichen in Politik und Medien dazu auf, Zivilcourage zu zeigen und alles zu unternehmen, um unsere demokratischen Werte zu sichern und allen ein sicheres und angstfreies Leben zu ermöglichen.