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Interventionen

 

Seit den 1980er-Jahren ist die Gedächtnispolitik und die zentrale Stellung des Holocaust darin zu einer globalen kulturpolitischen Debatte geworden. Ausgelöst von populären Produkten wie TV-Serien, der Gründung von Holocaust-Museen und Errichtung von Gedenkstätten und Mahnmalen, von Dokumentationen, Spielfilmen, Theaterstücken sowie Ausstellungen wurde und wird die Frage nach Sinn und Form der Erinnerung an den Holocaust bzw. nach deren Möglichkeiten und Grenzen höchst kontrovers erörtert.

 

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) versteht seinen Vermittlungsauftrag als Aufgabe, den gedächtniskulturellen, den medienanthropologischen sowie den diskursiven Hintergrund popularer Erinnerungen an den Holocaust und andere Genozide auch für sein Publikum transparent zu halten. Dabei soll versucht werden, Materialität und Akt der Erinnerung selbst zum Thema und zum Problem der Vermittlung zu machen. Dies wird einerseits über die wissenschaftliche Debatte und Räsonnement erfolgen, andererseits soll die Fragestellung auch in verschiedensten Kontexten experimentell, im Rahmen von Interventionen im öffentlichen Raum erprobt werden. Dafür sollen auch Künstlerinnen und Künstler eingebunden werden.

 

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Nachklänge, Erinnerungen und Nachwirkungen – Resonanzen – sind in der Regel emotional besetzt, gefühlsbetont und individuell. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es daher, jenseits von den heute vieldiskutierten ‚Echoräumen’ der sozialen Medien wieder ins Gespräch zu kommen und gerade an den Übergängen zwischen lebendiger Erinnerung, kollektivem Gedächtnis und wissenschaftlicher Analyse, dem gemeinsamen Überlegen und Reflektieren – kurz dem Räsonieren – einen Raum zu bieten: Unterschiedliche Aspekte, Zugänge und Annäherungen zu den Forschungsfeldern des VWI sollen hier ausgelotet, intergenerationelle Gespräche ermöglicht werden, nachfragen, grübeln und zweifeln erlaubt sein – oder frei nach Bertolt Brecht bzw. Marcel Reich-Ranicki: „Den Vorhang zu und alle Fragen offen“.

 

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Dori Laub, Psychoanalysis and Testimony – Invoking Presence out of Absence
   

von Donnerstag, 14. März 2024 -  19:00
bis Freitag, 15. März 2024 - 17:00

Freud Museum, Berggasse 19, 1090 Wien

 

Über die Konferenz

Freud DoriDen Holocaust zu überleben war die Ausnahme. Zeugnis über den Holocaust abzulegen, bedeutet auch, Zeugnis für diejenigen zu geben, die nicht überlebt haben, die nicht mehr gehört werden können. Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden sind oft der einzige Zugang zu den subjektiven Erfahrungsdimensionen dieses inkommensurablen Ereignisses. Gerade Videozeugnisse unterstreichen den dezidiert subjektiven Charakter eines Zeitzeugenberichts, da sie – anders als schriftliche Aufzeichnungen – die direkte Sprache der Zeug:innen, ihren Tonfall, ihre Pausen und ihr Schweigen bewahren.

Im Jahr 2024 feiert eines der wichtigsten Video-Dokumentationszentren von Holocaust-Zeugnissen sein 45-jähriges Bestehen: Im Frühjahr 1979 begannen der israelisch-amerikanische Psychoanalytiker und Psychiater Dori Laub und die Fernsehproduzentin Laurel Vlock in New Haven, Überlebende des Holocaust zu filmen – woraus das Holocaust Survivors Film Project (HSFP) entstand. 1981 wurden die HSFP-Bänder in Yale deponiert. Sie bildeten den Grundstock für das Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies, heute die am längsten währende Initiative von Videozeugnissen von Überlebenden. Dori Laub, selbst Überlebender des Holocaust, partizipierte an 134 Aufzeichnungen von Zeugenaussagen für das HSFP und das Fortunoff Archive for Holocaust Testimonies, das mittlerweile über 4.300 Zeugenaussagen umfasst.

Anlässlich des 45. Jahrestages der ersten Videoaufzeichnung von Holocaust-Überlebenden durch Laub und Vlock in New Haven im Jahr 1979 bringt diese zweitägige Konferenz eine Gruppe von internationalen Wissenschaftler:innen, Psychoanalytiker:innen, Filmemacher:innen und Archivar:innen zusammen. Im Zentrum der interdisziplinären Diskussion stehen die Beiträge von Augenzeugenberichten und der Psychoanalyse, um den Holocaust und seine unvorstellbaren Folgen für die menschliche Psyche begreifbar zu machen, aber auch weitere Themen der Psychoanalyse sowie der jüdischen Geschichte und Kultur und ihrer Zerstörung.

Über Dori Laub

Programm

Donnerstag, 14. März

19:00 Uhr: Vortrag

„Translating the Jewish Freud: Psychoanalysis in Hebrew and Yiddish” von Naomi Seidman (auf Englisch)

Moderiert von Daniela Finzi und Stephen Naron

Der Vortrag kann auch via Zoom verfolgte werden - hier Anmelden für Zoom

Freitag, 15. März

13:00 - 14:30 Uhr: Vortrag und Filmvorführung (auf Englisch)

“Dori Laub and the Fortunoff Video Archive: An Introduction” von Stephen Naron & Screening von The Listener, ein Film über Dori Laubs Arbeit und Leben von Ohad Ofaz

15:00 – 17:00: Podiumsdiskussion (auf Englisch)

“Dori Laub, Psychoanalysis and Testimony,” ein Gespräch mit Françoise Davoine, Amit Pinchevski und Sonja Knopp, moderiert von Jeanne Wolff Bernstein

Anmeldung erforderlich. Bitte regestrieren Sie sich auf der Veranstaltungsseite.

Eine Kooperation zwischen dem Sigmund Freud Museum, dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien und dem Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies in Yale.

Foto: Dori Laub in der Sterling Memorial Library der Universität Yale. Im Hintergrund spielt Helen K. (HVT-58) Holocaust Testimony. © Yale University

 

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