Interventionen
Seit den 1980er-Jahren ist die Gedächtnispolitik und die zentrale Stellung des Holocaust darin zu einer globalen kulturpolitischen Debatte geworden. Ausgelöst von populären Produkten wie TV-Serien, der Gründung von Holocaust-Museen und Errichtung von Gedenkstätten und Mahnmalen, von Dokumentationen, Spielfilmen, Theaterstücken sowie Ausstellungen wurde und wird die Frage nach Sinn und Form der Erinnerung an den Holocaust bzw. nach deren Möglichkeiten und Grenzen höchst kontrovers erörtert.
Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) versteht seinen Vermittlungsauftrag als Aufgabe, den gedächtniskulturellen, den medienanthropologischen sowie den diskursiven Hintergrund popularer Erinnerungen an den Holocaust und andere Genozide auch für sein Publikum transparent zu halten. Dabei soll versucht werden, Materialität und Akt der Erinnerung selbst zum Thema und zum Problem der Vermittlung zu machen. Dies wird einerseits über die wissenschaftliche Debatte und Räsonnement erfolgen, andererseits soll die Fragestellung auch in verschiedensten Kontexten experimentell, im Rahmen von Interventionen im öffentlichen Raum erprobt werden. Dafür sollen auch Künstlerinnen und Künstler eingebunden werden.
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Nachklänge, Erinnerungen und Nachwirkungen – Resonanzen – sind in der Regel emotional besetzt, gefühlsbetont und individuell. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es daher, jenseits von den heute vieldiskutierten ‚Echoräumen’ der sozialen Medien wieder ins Gespräch zu kommen und gerade an den Übergängen zwischen lebendiger Erinnerung, kollektivem Gedächtnis und wissenschaftlicher Analyse, dem gemeinsamen Überlegen und Reflektieren – kurz dem Räsonieren – einen Raum zu bieten: Unterschiedliche Aspekte, Zugänge und Annäherungen zu den Forschungsfeldern des VWI sollen hier ausgelotet, intergenerationelle Gespräche ermöglicht werden, nachfragen, grübeln und zweifeln erlaubt sein – oder frei nach Bertolt Brecht bzw. Marcel Reich-Ranicki: „Den Vorhang zu und alle Fragen offen“.
Intervention | |||
Dunkler Tropfe. Gedenkfeier zu den Novemberpogromen | |||
Donnerstag, 9. November 2023, 19:30 - 21:00 Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 1020 Wien
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Gedenkfeier Der 9. November 1938 markiert einen der dunkelsten Tage der europäischen Geschichte. Zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome wird der jüdischen Opfer gedacht. "An diesem Tag wurde das Tor von Auschwitz aufgestoßen", so Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Musikalisches Rahmenprogramm Verfemte Komponist:innen Die Grausamkeit im Dritten Reich hatte viele Gesichter. Eines davon war das komplette Aufführungsverbot der Werke von Komponist:innen – sei es aufgrund ihrer Herkunft, Gesinnung oder sexuellen Orientierung. Um ihre Kunst abzuwerten, wurde diese mit dem Begriff ,entartet' belegt. Das titelgebende Lied Dunkler Tropfe von Paul Hindemith stammt aus dem 1917–1919 komponierten Liederzyklus MELANCHOLIE, op. 13. In diesen auf Morgenstern-Gedichten basierenden Liedern manifestiert ist Hindemiths früher expressionistischer Stil, wegen dem er von den Nazis verfolgt wurde. Dunkler Tropfe ist ein Trauermarsch. Ergänzt wird das Programm mit zwei zeitgenössischen Kompositionen junger Komponisten zum Thema: Ein Trio für Klavier, Violine und Cello Hommage à Alban Berg von Jerzy Fryderyk Wojciechowski sowie eine eigens von Adrian Gaspar für uns arrangierte Version der Arie Suno aus der Oper Rromano Kidipe. Es waren dunkle Zeiten von Robert Streibel Dauer des Programmes: ca. 1,5 Stunden, Änderungen vorbehalten Zu den Tickets www.hamakom.at/gedenkveranstaltung Eine Kooperation des Theater Nestroyhof Hamakom mit VIVA LA CLASSICA! und dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien
Mit der Teilnahme an dieser Veranstaltung stimmen Sie der Veröffentlichung von Fotos, Video- und Audioaufzeichnungen zu, die im Rahmen der Veranstaltung entstehen. |
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