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Interventionen

 

Seit den 1980er-Jahren ist die Gedächtnispolitik und die zentrale Stellung des Holocaust darin zu einer globalen kulturpolitischen Debatte geworden. Ausgelöst von populären Produkten wie TV-Serien, der Gründung von Holocaust-Museen und Errichtung von Gedenkstätten und Mahnmalen, von Dokumentationen, Spielfilmen, Theaterstücken sowie Ausstellungen wurde und wird die Frage nach Sinn und Form der Erinnerung an den Holocaust bzw. nach deren Möglichkeiten und Grenzen höchst kontrovers erörtert.

 

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) versteht seinen Vermittlungsauftrag als Aufgabe, den gedächtniskulturellen, den medienanthropologischen sowie den diskursiven Hintergrund popularer Erinnerungen an den Holocaust und andere Genozide auch für sein Publikum transparent zu halten. Dabei soll versucht werden, Materialität und Akt der Erinnerung selbst zum Thema und zum Problem der Vermittlung zu machen. Dies wird einerseits über die wissenschaftliche Debatte und Räsonnement erfolgen, andererseits soll die Fragestellung auch in verschiedensten Kontexten experimentell, im Rahmen von Interventionen im öffentlichen Raum erprobt werden. Dafür sollen auch Künstlerinnen und Künstler eingebunden werden.

 

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Nachklänge, Erinnerungen und Nachwirkungen – Resonanzen – sind in der Regel emotional besetzt, gefühlsbetont und individuell. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es daher, jenseits von den heute vieldiskutierten ‚Echoräumen’ der sozialen Medien wieder ins Gespräch zu kommen und gerade an den Übergängen zwischen lebendiger Erinnerung, kollektivem Gedächtnis und wissenschaftlicher Analyse, dem gemeinsamen Überlegen und Reflektieren – kurz dem Räsonieren – einen Raum zu bieten: Unterschiedliche Aspekte, Zugänge und Annäherungen zu den Forschungsfeldern des VWI sollen hier ausgelotet, intergenerationelle Gespräche ermöglicht werden, nachfragen, grübeln und zweifeln erlaubt sein – oder frei nach Bertolt Brecht bzw. Marcel Reich-Ranicki: „Den Vorhang zu und alle Fragen offen“.

 

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Intervention
Bewegt Erinnern. Busfahrt zum Gedenken an ungarisch-jüdische Zwangsarbeit in Wien 1944/45
   

Dienstag, 27. Mai 2014, 09:00 - 19:00

Treffpunkt: 2., Tempelgasse 5

 

140429 Einladung Bustour WEBIn den letzten Monaten des Jahres 1944 wurden ca. 60.000, von Horthy-Ungarn als Jüdinnen und Juden diskriminierte Menschen unter verschiedenen Rechtstiteln, offiziell als „Leihgabe" des ungarischen Staates, aber real als ZwangsarbeiterInnen in das Deutsche Reich und somit auch in das heutige Österreich deportiert. Ein Teil war – über das Lager Mauthausen – in das SS-Lagersystem eingegliedert, ein anderer dem „Außenkommando Wien" des Sondereinsatzkommandos Eichmann unterstellt und wurde somit über die Gauarbeitsämter verschiedenen Firmen und Betrieben als ZwangsarbeiterInnen zugeteilt.

 

Mit einer Bustour zu Orten ungarisch-jüdischer Zwangsarbeit in Wien gedenkt das VWI gemeinsam mit einer Projektgruppe der Universität für angewandte Kunst dieser Opfer des „letzten Kapitels" der Shoah.

 

An acht Standorten in der Leopoldstadt, in Favoriten, Rudolfsheim-Fünfhaus, in der Lobau und in Floridsdorf wird von ExpertInnen, aber auch Zeitzeugen die Geschichte dieses Zwangsaufenthaltes in Wien aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, Fragen von Unterbringung, Fürsorge, Arbeit, Versorgung, Kommunikation, Hilfe, Überleben und Tod erläutert. Die Fahrten zwischen den Stationen dienen nicht nur der Vertiefung historischen Wissens, sondern mithilfe von Einspielungen audiovisueller Dokumente und der Präsentation von ausgewählten Objekten auch dem aktiven Gedenken und Erinnern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

PROGRAMM

 

9.00 Treffpunkt: 2., Tempelgasse 5

 

Begrüßung: Béla Rásky (VWI)

 

»Kinderspital«(2., Ferdinandstraße 23):

Jüdisches Leben in Wien bis 1938 – Susanne Uslu-Pauer (Archiv der IKG, Wien)

Ungarisch-jüdische Zwangsarbeit in Österreich - Szabolcs Szita (Holocaust Memorial Center, Budapest), Ádám Böhm (Budapest)

 

10.50 »Ankerbrot-Fabrik«(10., Absberggasse 27):

Geschichte, Widerstand und Zwangsarbeit 1934 bis 1945 – Christian Rapp (rapp & wimberger Kultur-Medienprojekte, Wien)

 

11.40 »Papierwarenfabrik Adolf Reiss«(10., Davidgasse 89):

Arisierung des Betriebs und Arbeitsbedingungen ungarisch-jüdischer ZwangsarbeiterInnen – Philipp Rohrbach (VWI)

 

12.30 »Wohnlager der Gemeinde Wien«(15., Hackengasse 11):

Wohnbedingungen ungarisch-jüdischer ZwangsarbeiterInnen – Kinga Frojimovics (VWI), Eleonore Lappin-Eppel (ÖAW, Wien)

 

13.50 Mittagspause

 

15.15 Mahnmal Lobau (22., Lobgrundstraße/Raffineriestraße):

Robert Eichert (Wien), Béla Varga (Budapest)

 

16.20 »Außenlager des KZ-Mauthausen«(21. Hopfengasse 8):

Einsatz von KZ-Häftlingen in der Luftfahrt-Industrie – Roman Fröhlich (Freie Universität Berlin)

 

17.10 »Mautner Markhof Brauerei Zum St. Georg«(21., Prager Straße 20):

Auf den Spuren eines ehemaligen Zwangsarbeitskomplexes – Thomas Pototschnig (Wien)

 

17:30 Abschluss:Éva Kovács (VWI)

 

18.00 Abschiedsbuffet

 

 

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