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Interventionen

 

Seit den 1980er-Jahren ist die Gedächtnispolitik und die zentrale Stellung des Holocaust darin zu einer globalen kulturpolitischen Debatte geworden. Ausgelöst von populären Produkten wie TV-Serien, der Gründung von Holocaust-Museen und Errichtung von Gedenkstätten und Mahnmalen, von Dokumentationen, Spielfilmen, Theaterstücken sowie Ausstellungen wurde und wird die Frage nach Sinn und Form der Erinnerung an den Holocaust bzw. nach deren Möglichkeiten und Grenzen höchst kontrovers erörtert.

 

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) versteht seinen Vermittlungsauftrag als Aufgabe, den gedächtniskulturellen, den medienanthropologischen sowie den diskursiven Hintergrund popularer Erinnerungen an den Holocaust und andere Genozide auch für sein Publikum transparent zu halten. Dabei soll versucht werden, Materialität und Akt der Erinnerung selbst zum Thema und zum Problem der Vermittlung zu machen. Dies wird einerseits über die wissenschaftliche Debatte und Räsonnement erfolgen, andererseits soll die Fragestellung auch in verschiedensten Kontexten experimentell, im Rahmen von Interventionen im öffentlichen Raum erprobt werden. Dafür sollen auch Künstlerinnen und Künstler eingebunden werden.

 

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Nachklänge, Erinnerungen und Nachwirkungen – Resonanzen – sind in der Regel emotional besetzt, gefühlsbetont und individuell. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es daher, jenseits von den heute vieldiskutierten ‚Echoräumen’ der sozialen Medien wieder ins Gespräch zu kommen und gerade an den Übergängen zwischen lebendiger Erinnerung, kollektivem Gedächtnis und wissenschaftlicher Analyse, dem gemeinsamen Überlegen und Reflektieren – kurz dem Räsonieren – einen Raum zu bieten: Unterschiedliche Aspekte, Zugänge und Annäherungen zu den Forschungsfeldern des VWI sollen hier ausgelotet, intergenerationelle Gespräche ermöglicht werden, nachfragen, grübeln und zweifeln erlaubt sein – oder frei nach Bertolt Brecht bzw. Marcel Reich-Ranicki: „Den Vorhang zu und alle Fragen offen“.

 

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Intervention
10. Mai 1933: Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennungen in Deutschland
   

Freitag, 10. Mai 2013, 18:30 - 21:30

Lueger-Denkmal, 1010 Wien, Dr. Karl-Lueger-Platz »KiP – Kunst im Prückel«, 1010 Wien, Biberstraße 2

 

Am 10. Mai 1933 wurden in Berlin und anderen deutschen Städten hunderttausende Bücher ins Feuer geworfen. Es waren Werke von Autorinnen und Autoren, die aus politischen Gründen beziehungsweise da sie Jüdinnen und Juden waren, verfemt, verfolgt und ins Exil getrieben wurden.

 

Achtzig Jahre danach wird an zwei in unmittelbarer Nähe gelegenen, historisch konträren Orten an dieses schändliche Ereignis erinnert.

 

Am Denkmal Karl Luegers im Zentrum Wiens zeigt eine ganztägige Intervention Dokumente zu den Bücherverbrennungen in Deutschland und den österreichischen Reaktionen. Zwei öffentliche Vorträge kommentieren und vertiefen das Thema. Für eine Nacht bleibt die Festbeleuchtung des Denkmals von Karl Lueger aus diesem Anlass ausgeschaltet.

 

Nur fünfzig Meter entfernt, erinnert das heutige „KiP – Kunst im Prückel“ im Souterrain des bekannten „Café Prückel“ an einen wichtigen Ort des Exils. In den noch weitgehend original erhaltenen Räumen befand sich in den 1930er-Jahren das von Stella Kadmon gegründete Kabarett „Der liebe Augustin“. Es bot Emigrantinnen und Emigranten aus NS-Deutschland Zuflucht und behauptete sich auch in der Zeit des Austrofaschismus als Ort der Satire und des subtilen Widerstands: In Wien – beim charmanten „Lieben Augustin“, wer denkt denn da noch an Berlin? schrieb ein Besucher in das Gästebuch.

 

Wenig bekannte Materialien im Foyer, ein Vortrag und eine Lesung legen für einen Abend Erinnerungsspuren durch die historischen Räume.


Programm

 

Lueger-Denkmal
Einladung 10-Mai

ab 12:00

Dokumente, Bilder und Texte zu den Bücherverbrennungen in Deutschland

 

18.30

Alfred Pfoser (Wienbibliothek) über die Bücherverbrennungen in Deutschland und die Folgen in Österreich

 

19.00
Hilde Haider-Pregler (Universität Wien) über den Exilort Wien 1933 – 1938

 

»KiP - Kunst im Prückel«

20.00

Birgit Peter (Universität Wien) über den historischen Ort: die Kleinkunstbühne »Der liebe Augustin«

 

20.30
Franz Schuh über Kultur und Brutalität mit Lesung aus zeitgenössischen Texten

 

Veranstalter: Wienbibliothek im Rathaus, Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien,

in Kooperation mit dem Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien

Idee & Konzept: Béla Rásky & Werner Michael Schwarz

Gestaltung: Alexander Kubik

 

 

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