Bibliothek

Newsletter

PDF Abonnieren

YouTube-Kanal

CfP - Workshops
Gewalt in Österreich im Jahr 1938. Lokale Dynamiken und regionale Unterschiede
   

von Freitag, 6. Juni 2025 -  08:00
bis Dienstag, 15. Juli 2025 - 23:59

 

Ziel des Workshops ist es eine differenzierte Perspektive auf die regionalen Entwicklungen antisemitischer Gewalt und Verfolgung im Jahr 1938 zu eröffnen. Dabei sollen die spezifischen Ausprägungen der Gewalt, die Rolle lokaler Akteur:innen und strukturelle Einflussfaktoren analysiert und die Perspektive jüdischer Verfolgter reflektiert werden.

Der Workshop findet am 27. November 2025 an der Universität Wien statt.

Gewalt in Österreich im Jahr 1938. Lokale Dynamiken und regionale Unterschiede

Der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 ging mit einer Welle ungehemmter Gewalt einher, die sich wochenlang jeglicher staatlichen Kontrolle entzog. Jüdische Männer und Frauen wurden auf offener Straße gedemütigt, misshandelt oder verhaftet, ihre Geschäfte geplündert und zerstört. Durch eine Vielzahl antijüdischer Maßnahmen wurden Jüdinnen und Juden mit einer Geschwindigkeit aus dem gesellschaftlichen Leben herausgedrängt, die selbst die im Deutschen Reich lebenden Menschen jüdischer Herkunft bislang nicht gekannt hatten. Obwohl die Ausschreitungen oft mit den Ereignissen in Wien assoziiert werden, erfassten sie auch die übrigen Bundesländer. Ziel des Workshops ist es, durch die Zusammenschau der lokalen Dynamiken von Gewalt in den einzelnen Bundesländern, regionale Unterschiede und Gemeinsamkeiten sowie den Einfluss von Gewalt und Verfolgung in der „Peripherie“ auf das Geschehen im Zentrum sichtbar zu machen. Die gezielte Analyse regionaler Entwicklungen soll dabei helfen, die gesellschaftlichen und strukturellen Bedingungen zu verstehen, die lokale Gewaltdynamiken und die radikale bzw. schnelle Umsetzung antijüdischer Politik in Österreich begünstigten. Als Ausgangspunkt für die Diskussionen im Workshop dienen folgende übergeordnete Fragen:

1. Regionale Unterschiede in Bezug auf antisemitische Gewalt sowie in der Umsetzung antisemitischer Maßnahmen - Inwiefern unterschieden sich lokale Ausprägungen antijüdischer Gewalt in den verschiedenen Regionen Österreichs? Welche Dynamiken bestimmten die antisemitischen Ausschreitungen in städtischen Zentren im Vergleich zu ländlichen Gebieten? Und welche zentralen Motive wirkten jeweils auf die lokalen Gewaltdynamiken ein? - Welche Unterschiede gab es in der lokalen Ausprägung von Gewalt und in der Umsetzung antisemitischer Maßnahmen in den einzelnen Bundesländern? Wie lassen sich diese Dynamiken erklären? - Lassen sich spezifische Ausprägungen antisemitischer Gewalt in den Grenzregionen zur Tschechoslowakei, zu Ungarn, zu Italien oder zu Jugoslawien beobachten? Und wie wirkte sich die geographische Nähe zu NS-Deutschland auf die Radikalisierung der Gewalt in Bundesländern wie Oberösterreich oder Salzburg aus?

2. Lokale Akteur:innen und Strukturen - Wer waren die Hauptakteur:innen antisemitischer Gewalt auf lokaler Ebene? Welche Rolle spielten Behörden, Wirtschaftstreibende, Nachbar:innen und verschiedene gesellschaftliche Gruppen? Gab es Widerstand, Solidarität mit den Verfolgten oder Strategien der Distanzierung und inwieweit lassen sich diese durch regionale Besonderheiten erklären? - Welche regionalen Netzwerke und politischen Traditionen (bspw. ein hoher Anteil illegaler Nationalsozialist:innen oder eine starke lokale Verankerung christlichsozialer oder sozialdemokratischer Strukturen) beeinflussten die Radikalisierung oder Mäßigung der Gewalt? Und wie gestaltete sich das Zusammenspiel zwischen lokalen Akteur:innen und den zentralen Institutionen des NS-Regimes?

Der Workshop will dabei nicht beim Nachzeichnen struktureller Mechanismen der antijüdischen Verfolgung verbleiben, sondern auch sichtbar machen, wie lokale Bedingungen die Handlungsspielräume und Reaktionen der jüdischen (aber auch der nichtjüdischen) Bevölkerung prägten. Gab es spezifische Erfahrungen, die durch die lokale Sozialstruktur, das wirtschaftliche Umfeld oder die politische Prägung einer Region beeinflusst wurden? Inwieweit unterschieden sich die Erlebnisse von Jüdinnen und Juden in urbanen Zentren und in ländlichen Gebieten? Welche Möglichkeiten hatten sie, der Gewalt zu entkommen oder sich ihr zu widersetzen? Und wie prägten lokale Kontexte die Chancen auf Flucht, Widerstand oder Unterstützung?

Der Workshop hat dabei zum Ziel, laufende quellenbasierte Forschung mit lokalgeschichtlichem Fokus zu erfassen, vergleichende Perspektiven zu eröffnen und Forschungslücken zu definieren. Nach je 20-minütigen Impulsvorträgen steht die gemeinsame Diskussion im Zentrum.

Wir bitten um die Zusendung eines Abstracts von max. 400 Wörtern sowie einer Kurzbiographie von max. 150 Wörtern bis zum 15. Juli 2025 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

Ausdrücklich eingeladen zur Bewerbung sind Archivar:innen und lokale Forscher:innen, die im Rahmen ihrer laufenden Forschung an originellen Quellenbeständen arbeiten.

Die Anreise- und Übernachtungskosten werden nach Möglichkeit übernommen.

Kontakt:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

Veranstalter:
Ass.-Prof. Regina Fritz, Universität Wien; Philipp Rohrbach, MA, Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)

Juni 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
26 27 28 29 30 31 1
2 3 4 5 6 7 8
9 10 11 12 13 14 15
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29
30 1 2 3 4 5 6


Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) wird gefördert von:

 

BMFWF_Logo

 

wienkultur 179

 

  BKA 179