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Simon Wiesenthal Lectures

 

Die regelmäßig, alle sechs bis acht Wochen stattfindende Vortragsreihe, setzt sich zum Ziel, mithilfe renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die aktuellsten Forschungsergebnisse zum Holocaust sowohl einem Fach- als auch einem breiteren Publikum zu präsentieren – und dabei das beeindruckende Spektrum dieser Disziplin, die zahlreichen Frage- und Problemstellungen von der empirisch-analytischen Historiografie bis zu kulturwissenschaftlichen Themen, jüngere Forscherinnen und Forscher ebenso wie bereits arrivierte, zu berücksichtigen.

 

Die Vortragsreihe der Simon Wiesenthal Lectures hat sich seit 2007, noch in der Aufbauphase des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI), damals in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, als tragendes Element der Vermittlung neuerer wissenschaftlicher Ergebnisse im Bereich der Holocaustforschung bzw. der Holocaust- und Genozid-Studien zum Flaggschiff der Vermittlungstätigkeit des VWI entwickelt.

 

Über ein Jahrzehnt bot das Österreichischen Staatsarchiv im Dachfoyer des Haus-, Hof- und Staatsarchivs großzügigerweise den Simon Wiesenthal Lectures Obhut. Während den herausfordernden Jahren der Pandemie wurden die Lectures online abgehalten. Ab Herbst 2022, um weitere Publikumsgruppen zu erschließen, konnte mit dem Wien Museum eine neue Kooperationspartner gewonnen werden. Bis zur Wiedereröffnung des Hauptstandortes am Karlsplatz werden die SWL im MUSA, Felderstraße 6-8, neben dem Wiener Rathaus stattfinden.

 

 

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Simon Wiesenthal Lecture
Leonard H. Ehrlich: Geschätzt und gescholten: Benjamin Murmelstein in Wien 1938-43
   

Dienstag, 13. Mai 2008, 18:30 - 21:00

Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, A-1010 Wien

 

Leonard H. und Edith Ehrlich arbeiten seit vielen Jahren an einer Studie über die Entscheidungsspielräume jüdischer Funktionäre im nationalsozialistischen Wien und in Theresienstadt. 1977 haben sie in Rom ein ausführliches, durch Tonbandaufnahmen dokumentiertes Gespräch mit dem Wiener Rabbiner Dr. Benjamin Murmelstein geführt, dessen zentrale Rolle bei der Auswanderung und Deportation der jüdischen Bevölkerung Wiens Gegenstand zweier Veranstaltungen im Jahr 2007 war: der Ausstellung „Ordnung muss sein – Das Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien“ (Juli-Oktober 2007) sowie der erstmaligen Leinwandpräsentation des von Claude Lanzmann 1975 mit Dr. Murmelstein gedrehten Filminterviews im Österreichischen Filmmuseum (14. Oktober 2007).

 

Leonard H. Ehrlich: „Von Juni 1938 bis zu seiner Deportierung nach Theresienstadt im Jänner 1943 war Dr. Benjamin Murmelstein die rechte Hand des Leiters der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Dr. Josef Löwenherz. In dieser Zeitspanne war Murmelstein als Person wie auch in der Ausübung seines Amtes umstritten. Der schlechte Ruf, der Murmelstein auch nach Theresienstadt folgte, hatte seinen Niederschlag in den Nachkriegsschriften, selbst in denen jener Forscher, die als maßgebend gelten. Die negative Bewertung der Leistung der beiden Wiener Funktionäre bezog sich paradigmatisch auf die Handlungen der Judenräte überhaupt. Unsere Erforschung der Situation, unter der Murmelstein und Löwenherz Ihre Funktion ausüben mussten, der Wahl, die sie selbst in dem Dunkel des ideologisch bedingten Judenhasses treffen konnten, und der Handlungen, die sie trotz des unbezwingbaren Drucks im Interesse der Juden durchsetzten konnten, zeigten ein Profil von Murmelstein und Löwenherz, demgegenüber das des schlechten Rufes sich als Zerrbild erweist.“

Im Vortrag und in der anschließenden Diskussion werden Leonard H. und Edith Ehrlich auch auf die Wahl ihres Forschungsthemas, auf den jahrelangen Forschungsverlauf und auf die Gestaltung ihres Buches eingehen.

 

 

Leonard H. Ehrlich, Professor der Philosophie und der Judaistic. – Geb. 1924 in Wien. Chajesrealgymnasium 1934-38. Hachscharah Sommer 1939. Emigration in die USA Nov. 1939. – US Army 1943-45; Frontdienst als Sanitäter Elsass, SW Deutschland und Tirol (verwundet am Fernpass). – Studium Chicago, Basel (Jaspers, Barth), Yale (Ph.D. 1960). – Lehrte seit 1956 Philosophie an der Univ. of Massachusetts at Amherst; gründete und leitete das Dept. of Judaic Studies; emeritiert 1991. – Gast Professor: Freiburg i. Br. 1973-74, Kassel 1988, Mainz 1990. – Gründer der Karl Jaspers Society of North America und der International Association of Jaspers Societies. Organisator (mit Richard Wisser, Mainz) der Internationalen Jaspers-Konferenzen (Montreal 1983, Brighton 1988, Moskau 1993, Boston 1998, Istanbul 2003). Ehrenmitglied der Internationalen Franz Rosenzweig-Gesellschaft.

 

Publikationen: Zahlreiche Beiträge in internationalen Jahrbüchern u. Sammelbänden. Autor, Herausgeber, Übersetzer von Büchern über bzw. von Karl Jaspers; Studien über Fundamentalphilosophie und jüdische Philosophie. – Noch nicht veröffentlicht: Unter Mitarbeit von Dr. Edith Ehrlich née Schwarz “Choices under Duress of the Holocaust. Vienna 1938-1945. Theresienstadt 1941-1945.” Z. T. unterstützt durch Stipendium der National Endowment for the Humanities (1982-1984). Historische und philosophisch-kritische Studie über die Ausübung der Leitung der IKG in Wien durch Löwenherz und Murmelstein, bzw. der Selbst-Verwaltung des Ghetto Theresienstadt durch Murmelstein (und dessen Vorgängern, Edelstein und Eppstein), mit Berücksichtigung der relevanten weiten und engeren Kontexte.

  

Doron Rabinovici, Dr., geb. 1961 in Tel Aviv, lebt seit 1964 in Wien. Preise u.a.: Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg (2002), Jean-Améry-Preis (2002), Willy und Helga Verkauf-Verlon Preis (2007). – Mit seinem Buch „Instanzen der Ohnmacht. Wien 1938-1945. Der Weg zum Judenrat“ (2000) hat Doron Rabinovici eine umfassende Studie zur jüdischen Gemeinde Wiens in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft vorgelegt. Auszüge aus jenen Abschnitten, in denen sich Rabinovici mit Benjamin Murmelstein beschäftigt, wurden im Ausstellungskatalog „Ordnung muss sein. Das Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien“ (2007) wiederabgedruckt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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