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Interventionen

 

Seit den 1980er-Jahren ist die Gedächtnispolitik und die zentrale Stellung des Holocaust darin zu einer globalen kulturpolitischen Debatte geworden. Ausgelöst von populären Produkten wie TV-Serien, der Gründung von Holocaust-Museen und Errichtung von Gedenkstätten und Mahnmalen, von Dokumentationen, Spielfilmen, Theaterstücken sowie Ausstellungen wurde und wird die Frage nach Sinn und Form der Erinnerung an den Holocaust bzw. nach deren Möglichkeiten und Grenzen höchst kontrovers erörtert.

 

Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) versteht seinen Vermittlungsauftrag als Aufgabe, den gedächtniskulturellen, den medienanthropologischen sowie den diskursiven Hintergrund popularer Erinnerungen an den Holocaust und andere Genozide auch für sein Publikum transparent zu halten. Dabei soll versucht werden, Materialität und Akt der Erinnerung selbst zum Thema und zum Problem der Vermittlung zu machen. Dies wird einerseits über die wissenschaftliche Debatte und Räsonnement erfolgen, andererseits soll die Fragestellung auch in verschiedensten Kontexten experimentell, im Rahmen von Interventionen im öffentlichen Raum erprobt werden. Dafür sollen auch Künstlerinnen und Künstler eingebunden werden.

 

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Nachklänge, Erinnerungen und Nachwirkungen – Resonanzen – sind in der Regel emotional besetzt, gefühlsbetont und individuell. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es daher, jenseits von den heute vieldiskutierten ‚Echoräumen’ der sozialen Medien wieder ins Gespräch zu kommen und gerade an den Übergängen zwischen lebendiger Erinnerung, kollektivem Gedächtnis und wissenschaftlicher Analyse, dem gemeinsamen Überlegen und Reflektieren – kurz dem Räsonieren – einen Raum zu bieten: Unterschiedliche Aspekte, Zugänge und Annäherungen zu den Forschungsfeldern des VWI sollen hier ausgelotet, intergenerationelle Gespräche ermöglicht werden, nachfragen, grübeln und zweifeln erlaubt sein – oder frei nach Bertolt Brecht bzw. Marcel Reich-Ranicki: „Den Vorhang zu und alle Fragen offen“.

 

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Menschenrechte hinter Gittern. Russland und Memorial im zweiten Jahr des Russischen Angriffskrieges. Ein Gespräch mit Irina Scherbakowa
   

Freitag, 28. April 2023, 14:00 - 16:00

Hörsaal des Instituts für Osteuropäische Geschichte, Spitalgasse 2, Hof 3, Eingang 2, Erdgeschoss

 

Irina Scherbakowa, der Mitgründerin der Menschenrechtsorganisation Memorial (Friedensnobelpreis 2022), gelang es vor ihrer erwartbaren Verhaftung aus Russland zu fliehen. Dort stehen Oppositionelle und Bürgerrechtler:innen seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine noch stärker unter Druck als zuvor, es kam auch bereits zu ersten Schauprozessen. Irina Scherbakowa wird in ihrem Vortrag über die Lage der Opposition in Russland berichten, auf den Widerstand gegen Putin und den Krieg eingehen und eine Einschätzung über die nähere Zukunft abgeben, bei der die Szenarien von einem dauerhaften Stellungskrieg bis zum Zerfall Russlands reichen. Außerdem wird sie ihre eigenen Erfahrungen und Aktivitäten im Exil darstellen.

Moderation: Renata Schmidtkunz, ORF

Irina Scherbakowa, geb. in Moskau, ist Historikerin, die bis 1987 als Germanistin und Übersetzerin deutscher Belletristik tätig war. Ab Ende der 70-er Jahre sammelte sie Tonbandaufzeichnungen der Erinnerungen von Opfer des Stalinismus. Ab 1999 ist sie Vorstandsmitglied und Leiterin der Bildungsprogramme der Gesellschaft „Memorial“. Scherbakowa ist Autorin von drei Büchern: Nur ein Wunder konnte uns retten: Leben und Überleben unter Stalins Terror (Campus 2000), Zerrissene Erinnerung: Der Umgang mit Stalinismus und dem zweiten Weltkrieg im heutigen Russland (Wallstein 2010), Die Hände meines Vaters: eine russische Familiengeschichte (Droemer & Knaur 2017). Scherbakowa ist Trägerin des Carl-von-Ossietzky-Preises (2014), der Goethe-Medaille (2017) und des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst (2019).

Eine Registrierung ist nur für die Teilnahme am Zoom-Broadcast notwendig: bit.ly/Zoom-Anm-Scherbakowa 

Die Veranstaltung wird vom Research Center for the History of Transformations (RECET) und dem Wiener Wiesenthal Institut Wiener für Holocaust-Studien (VWI) organisiert.

Recet

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