Jens Kolata
Research Fellow (10/2024 – 03/2025)
Patient:innen forensischer Anstalten im nationalsozialistischen Österreich
Das Forschungsprojekt untersucht, ob sich für forensische Anstaltspatient:innen als Opfergruppe im nationalsozialistischen Österreich aufgrund der Verflechtung der Verfolgungskriterien Straffälligkeit und psychiatrische Diagnose spezifische Verfolgungswege identifizieren lassen. Angeklagte in Strafverfahren, die als nicht zurechnungsfähig eingestuft wurden, wurden in psychiatrische Anstalten eingewiesen. Viele dieser forensischen Patient:innen wurden im Zuge des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms ab 1940 ermordet oder 1944 in Konzentrationslager, insbesondere nach Mauthausen, deportiert. Das Projekt rekonstruiert den Weg von Psychiatriepatient:innen durch die Strafjustiz, die psychiatrische Begutachtung, den Klinikalltag, das nationalsozialistische „Euthanasie“-Programm und die KZ-Haft. Das vorliegende Projekt ergänzt ein früheres Forschungsprojekt über Patient:innen forensischer Anstalten im nationalsozialistischen Deutschland um eine vertiefte Untersuchung der spezifischen Situation im nationalsozialistischen Österreich zwischen 1938 und 1945. Ziel ist es, die Besonderheiten der Geschichte der forensischen Anstaltspatient:innen in einem an das Deutsche Reich angegliederten Gebiet zu untersuchen. Dazu werden u.a. Patient:innenakten und Datenbanken mehrerer österreichischer Archive und Gedenkstätten konsultiert.
Jens Kolata , MA, studierte Geschichte und Soziologie an den Universitäten Tübingen und Groningen. Von 2009 bis 2015 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen. In seinem Promotionsprojekt an der Universität zu Köln untersuchte er eugenische Debatten in der deutschen medizinischen Presse zwischen 1911 und 1976. Seit 2019 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main tätig. Aktuell arbeitet er an dem Forschungsprojekt „Forensische Anstaltspatienten im Nationalsozialismus“. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Eugenik, die Medizin im Nationalsozialismus und die nationalsozialistische Verfolgung von sozial Ausgegrenzten.
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