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Devrim Sezer

Research Fellow (02/2019–07/2019)

 

Im Schatten vergangenen Unrechtes. Schuld, Verantwortung und die Politiken der Erinnerung

 

SEZERWie die Themen Völkermord und kollektive Verantwortung in den Werken von Karl Jaspers, Hannah Arendt und Raphael Lemkin aus türkischer Sicht be- und verhandelt werden, steht im Vordergrund dieses Forschungsvorhabens. Zentrale Prämisse dabei ist, dass die Türkei sich nie mit dem von den Jungtürken verübten Völkermord an den Armeniern auseinandergesetzt hat und dass – um dieses Versagen besser zu verstehen – eine Analyse der Überlegungen der genannten Denkerin und der Denker zum Holocaust hilfreich sein kann.

 

Das Vorhaben stützt sich dabei auf zwei tragende Säulen: Zuerst wird untersucht, welche Konsequenzen aus den Überlegungen Arendts zur Singularität, zum beispiellosen Charakter des Holocaust für den armenischen Genozid gezogen werden können. In einem weiteren Schritt werden ihre Ansichten zum Genozid allgemein im Lichte der Lemkinschen originären Konzeption bewertet. Danach konzentriert sich die Untersuchung auf Jaspers‘ und Arendts Analyse von Schuld bzw. Verantwortung unter besonderer Berücksichtigung von vier Gruppen: Tätern, Mitläufern, Nachfolgegenerationen und Opfern bzw. deren Nachkommen.

 

Eine solche vergleichende Analyse könnte helfen, ein tragfähigeres und auch belastbareres Konzept der kollektiven Verantwortung zu entwickeln, mit dem besonderen Schwerpunkt auf Anerkennung vergangener Ungerechtigkeiten. Darüber hinaus könnten die aus dieser Diskussion gewonnenen Erkenntnisse eine weitere wissenschaftliche, aber auch öffentliche Diskussion über die Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern anregen.

 

Devrim Sezer ist Associate Professor für politisches Denken an der Universität für Wirtschaft in Izmir. Er hält einen Master in politischer Theorie der London School of Economics und ein Doktorat in Politikwissenschaft der kanadischen Carleton University. Seine Forschungsinteressen umfassen die Geschichte der politischen Philosophie, Theorien der Demokratie/des Republikanismus, der Literatur und des politischen Denkens, der Moderne und ihrer Kritiker sowie zeitgenössische Debatten über öffentliches Gedächtnis und kollektive Verantwortung. Er zeichnet für zahlreiche Artikel und Buchkapitel zur Geschichte des politischen Denkens und der europäischen Ideengeschichte.

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