Bibliothek

Newsletter

PDF Abonnieren

YouTube-Kanal

News – Veranstaltungen – Calls

24. April 2025 00:00 - 04. Mai 2025 00:00
InterventionFremde Erde – Festival Verfemte Musik
Mit dem Musikfestival FREMDE ERDE, das VIVA LA CLASSICA! in Kooperation mit Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), Neubau erinnert, Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG.Kultur) und Exilarte Zentrum der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien durchfüh...Weiterlesen...
08. Mai 2025 18:00
Simon Wiesenthal LecturePhilippe Sands: Londres 38 - On Impunity, Pinochet in England and a Nazi in Patagonia
The house at 38 Londres Street, Santiago, is home to the legacies of two men whose personal stories span continents, nationalities and decades of atrocity: Augusto Pinochet, President of Chile, and Walther Rauff, a Nazi SS officer responsible for the use of gas vans.On the run from ju...Weiterlesen...
12. Mai 2025 15:00
ProjektpräsentationenPresentation of the Oral History Database “Final Account”
Join us for the joint online Opening of the Access to the archival Oral History Database “Final Account” at the Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies (VWI) and the Freie Universität Berlin (FUB)  The Final Account archive contains life story interviews with men and...Weiterlesen...
14. Mai 2025 13:00
VWI invites/goes to...Workshop: What’s New in Holocaust Studies?
VWI invites the Department of Contemporary History, University of Vienna Chair: Regina Fritz (Department of Contemporary History, University of Vienna) and Éva Kovács (VWI) Programme 13:00-13:45Irina Nastasă-Matei (Gerda Henkel Research Fellow at VWI)The United Romanian Jews of Ame...Weiterlesen...
22. Mai 2025 19:00
BuchpräsentationThomas Casagrande: Schatten. Unsere Väter in der Waffen-SS, Raetia, Bozen 2024
Thomas Casagrande präsentiert sein neues Buch über SS-Männer und ihre Kinder. Die einen verherrlichten Krieg und Soldatentum, die anderen verstummten. Wie prägend ist der lange Schatten des Krieges für die Nachkommen? In Gesprächen mit Söhnen, Töchtern und Enkeln von Angehörigen der W...Weiterlesen...
03. Juni 2025 18:30
BuchpräsentationInes Koeltzsch: Vor dem Weltruhm. Nachrufe auf Franz Kafka und die Entstehung literarischer Unsterblichkeit, böhlau, Wien, 2024
Franz Kafka gilt seit den 1940er Jahren als unbestrittene Ikone der Weltliteratur. Woher kam dieser postume Ruhm des zu Lebzeiten nur mäßig bekannten Schriftstellers? Das Buch Vor dem Weltruhm zeigt, dass das Schreiben und Sprechen über Franz Kafka seit seinem Tod im Juni 1924 in der ...Weiterlesen...
17. Juni 2025 18:00
BuchpräsentationMichael L. Miller and Judith Szapor (Eds.) Quotas: The „Jewish Question“ and Higher Education in Central Europe, 1880-1945 Berghahn Books, New York, Oxford, 2024
In 1920, the Hungarian parliament introduced a Jewish quota for university admissions, making Hungary the first country in Europe to pass antisemitic legislation following World War I. Quotas explores the ideologies and practices of quota regimes and the ways quotas have been justifie...Weiterlesen...

Yehuda Bauer (1926–2024) – ein großer Historiker hat uns verlassen

 

Yehuda Bauer wurde am 6. April 1926 als Martin Bauer in Prag geboren. Nach langen Vorbereitungen gelang es der Familie im März 1939 noch rechtzeitig aus dem nationalsozialistischen Machtbereich zu flüchten. Über Polen, Rumänien und die Türkei gelangten sie in das damalige britische Mandatsgebiet von Palästina, heute Israel. Dort absolvierte Yehuda Bauer die Schule, mit Hilfe eines Stipendiums konnte er in Cardiff, Wales, sein Geschichtsstudium absolvieren, das er an der Hebräischen Universität in Jerusalem abschloss, wo er später dann selbst lehrte. Seine Lehrtätigkeit führte ihn in der Folge auch an verschiedene Universitäten der USA.

 

Yehuda BauerNationale Geschichtsverengung war Bauer stets fremd. Ausgehend von seinen umfassenden Sprachkenntnissen waren ihm Quellen und Fachliteratur der wesentlichen am Holocaust beteiligten Länder zugänglich. Damit erarbeitete er sich einen globalen Überblick, der ihm ein hohes Maß an Kontextualisierung sowie beeindruckenden Überblick über das Gesamtgeschehen ermöglichte. Schuldzuweisungen im Kontext der Holocaustinvolvierung einzelner Mitgliedsländer waren ihm fremd, Erkenntnis von Verantwortung und Mitverantwortung hingegen wichtig. Von 2006 bis 2009 war Yehuda Bauer Mitglied des Gründungsbeirats des Vienna Wiesenthal Institute for Holocaust Studies (VWI). Als Mitbegründer und zuletzt Ehrenvorsitzender der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) mit ihren heute bereits 35 Mitgliedsländern in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien betonte er stets, dass alle Länder sich ihrer Verstrickung in den Holocaust stellen und aus dieser Erkenntnis heraus zusammenarbeiten sollten, um die Geschichte ohne Rücksicht auf nationale Empfindlichkeiten aufzuarbeiten und besorgniserregende Tendenzen der Gegenwart zu bekämpfen. Bauer sah den Holocaust als präzedenzlos, aber warnte stets davor, dass er sich auch wiederholen könnte, also kein singuläres abgeschlossenes Verbrechen sei. Ein großes Anliegen war ihm die korrekte Geschichtsdarstellung, bis zuletzt setzte er auch im Rahmen der IHRA alles daran, wachsende, in vielen Ländern auch aus nationalistischen Motiven zu beobachtende Verharmlosungen und Verfälschungen in der Darstellung des Holocaust zu bekämpfen unter dem Grundsatz „protect the facts“.

 

Im Rahmen seiner akademischen Karriere und wissenschaftlichen Tätigkeit auch zuerst als Direktor, dann als Berater der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem war es Bauer stets ein Anliegen, der Holocaustforschung eine möglichst breite Basis zu geben, zB mit der Gründung der Zeitschrift Holocaust and Genocide Studies, und gleichzeitig die Ergebnisse seiner Forschungen auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

 

Sein umfassendes Wissen beeindruckte immer wieder, so wenn er anlässlich der Eröffnung der Plenarsitzungen der IHRA, wo Wissenschafter*innen und Diplomat*innen der Mitgliedsländer um den großen Tisch saßen, seinen als „Yehuda’s sermon“ bekannten Vortrag immer zu ausgewählten Aspekten hielt, oft mit Gegenwartsbezug wie beispielsweise zu seiner Sicht auf die international um sich greifenden Trivialisierung des Holocaust.

 

Alle seine Verdienste ließen ihn jedoch nie abgehoben auftreten, ganz im Gegenteil: Yehuda Bauer war ein humorvoller, freundlicher, Kolleginnen und Kollegen gegenüber aufgeschlossener Mensch, mit dem zu sprechen stets interessant und eine Freude war.
Sein Tod ist ein großer Verlust für die Holocaustforschung und lässt alle jene, die die Ehre hatten, ihn persönlich zu kennen und mit ihm zusammen zu arbeiten, in Trauer zurück.

 

Brigitte Bailer
Ehemalige Leiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes
Mitglied der Generalversammlung des VWI
Langejähriges Mitglied der österreichischen Delegation zur IHRA

Foto: Heinrich-Böll-Stiftung, Stephan Röhl; CC BY-SA 2.0

April 2025
Mo Di Mi Do Fr Sa So
31 1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12 13
14 15 16 17 18 19 20
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 1 2 3 4

 

Aktuelle Publikationen

 

SWW2019_Cover

 

SWW2022_Cover.png

 

SIMON-03-2023

 

 

Weitere Publikationen


Das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) wird gefördert von:

 

bmbwf 179

 

wienkultur 179

 

  BKA 179