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News – Veranstaltungen – Calls

02. Mai 2024 18:30
Simon Wiesenthal LectureEdyta Gawron: Never Too Late to Remember, Never Too Late for Justice! Holocaust Research and Commemoration in Contemporary Poland
In 1994, Simon Wiesenthal received a doctorate honoris causa from the Jagiellonian University in Krakow for his lifelong quest for justice – half a century after he had been, for a short time, prisoner of the local Nazi Concentration Camp (KL) Plaszow. The 1990s were the decade when t...Weiterlesen...
07. Mai 2024 00:00 - 04. Juni 2024 00:00
WorkshopDealing with Antisemitism in the Past and Present. Scientific Organisations and the State of Research in Austria
This series of talks, presented by antisemitism experts from different organisations that research antisemitism using a variety of academic approaches, aims to provide a snapshot of historical evolutions, current events, prevalent perceptions and declared (and undeclared) attitudes. I...Weiterlesen...
14. Mai 2024 08:45 - 16. Mai 2024 16:30
TagungQuantifying the Holocaust. Classifying, Counting, Modeling: What Contribution to Holocaust History?
About the conference: https://quantiholocaust.sciencesconf.org/ Programme timed on the basis of 15-minute presentations + 15-minute discussions; short breaks and lunches Day 1 Tuesday, 14 May 2024Centre Malher (9 rue Malher 75004 Paris/amphi Dupuis) From 8.45 am: Welcome9.30 am...Weiterlesen...
24. Mai 2024 18:00
InterventionLange Nacht der Forschung 2024
2024 öffnet das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) in der Langen Nacht der Forschung wieder seine Tore und lädt Interessierte in seine Räumlichkeiten am Rabensteig 3 ein. Im Rahmen von Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Präsentationen bieten VWI-Team und Gäste Einb...Weiterlesen...
04. Juni 2024 13:00
VWI invites/goes to...Workshop: Social History of the Shoah. Everyday Life, Space and Time
 VWI invites the Department of Contemporary History, University of Vienna     13:00Hannah Riedler (VWI Junior Fellow)Between Deportation, Forced Labour and Germanisation. The Umwandererzentralstelle in Occupied Poland 1939–1941Commented by Kerstin von Lingen 13:40...Weiterlesen...
13. Juni 2024 18:30
Simon Wiesenthal LectureJack Fairweather: The Trials of Fritz Bauer. How Life as a Gay Jewish Socialist under the Nazis Shaped His Quest for Justice
Fritz Bauer’s daring mission to bring Adolf Eichmann and the perpetrators of Auschwitz to justice forced Germany and the world to pay attention to the crimes of the Holocaust. Bauer’s moral courage in speaking out in a society that had not yet come to terms with its past, which he him...Weiterlesen...

Carson Phillips
Research Fellow (04/2016 - 08/2016)


Zur (Neu)Ordnung von Genderkonstruktionen im Nachkriegswien 1945-2015


PhillipsDurch die Vorstellung, Verortung und Analyse prägender Modelle von Genderkonstruktionen, die sich in Wien im Gefolge des Zweiten Weltkriegs herausbildeten, wird das Projekt zwei historische Epochen überbrücken, aber auch die langanhaltenden Auswirkungen aufzeigen, die der Holocaust auf die sozialen Konzepte von Geschlecht hatte. Kernfragestellung wird dabei sein, wie diese Konzeptualisierungen entstanden, wie sie von politischen, kulturellen und religiösen – vergangenen wie gegenwärtigen – Faktoren geprägt wurden und wie sie zuletzt die Grundlage für zeitgenössische Ausdrucksformen von Gender formten. Unter Einbeziehung der Holocauststudien, der Gender Studies, der vergleichenden Literaturwissenschaft sowie der Cultural Studies liegt der Fokus des Projekts an der Schnittstelle zwischen German Studies und Jewish Studies, sowie der deutschsprachigen und jüdischen Kulturen und Identitäten. Ausgangspunkt des Projekts wird dabei die Krise der Maskulinität sein, die das deutschsprachige Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfasste. Wie Männer sich in der Folge dessen rekonzeptualisierten und ihre Plätze in den Wiederaufbaugesellschaften etablierten steht jüngst wieder im Mittelpunkt des Interesses zeitgenössischer Forschung.

 

Carson Phillips, PhD an der York University in Toronto, ist Geschäftsführer des Neuberger Holocaust Education Centre in Toronto. Seine Forschungsschwerpunkte sind Genderkonzepte nach dem Holocaust, Väterliteratur und die Darstellung des Holocaust in Film und Fernsehen sowie in der visuellen Kultur. Er war von 2009 bis 2013 kanadischer Delegierter zur International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), wo er weiterhin im Funding Review Committee tätig ist. Träger zahlreicher Wissenschafts- und Forschungspreise und -auszeichnungen, u.a. 2013 den BMW Canada Award des Canadian Centres for German and European Studies.

Norman Domeier
Research Fellow (03/2016 - 09/2016)


Weltöffentlichkeit und Diktatur. Die Auslandskorrespondenten im ‚Dritten Reich’ 1932-1949

 

domeier normanBis zu seinem Sturz umwarb, betörte, täuschte und bedrohte das ‚Dritte Reich’ die in Deutschland stationierten Auslandskorrespondenten. Allein, wenn alle Mittel der Lenkung, vorgeschriebenen Terminologie und Pressekontrolle versagten, zögerte das Regime nicht, die ausländischen Journalisten zu isolieren, einzukerkern und auszuweisen. Nichtsdestotrotz stellten sie eine Kraft dar, der das NS-Regime mediengeschichtlich gesehen in einer durchaus modernen Art seine Aufmerksamkeit schenkte – bis zu seinem Ende. Im Gegensatz zu den Öffentlichkeiten der Alliierten, hatte das ‚Dritte Reich’ formal ja – die Rundfunkreportage ausgenommen – niemals die Vorzensur eingeführt.

 

Das Forschungsvorhaben konzentriert sich auf die Auslandskorrespondenten als unabhängige Urheber und Akteure von Medienereignissen, wird aber gleichzeitig versuchen, eine Antwort auf die – zumindest seit 1941/1942 – entscheidende Frage zu geben: Was genau wussten die Auslandskorrespondenten über den Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden, und was berichteten sie konkret? Die Erkenntnisse des Projekts gehen dabei über den Zeitrahmen der Jahre zwischen 1932 und 1949 hinaus. Zweck des Vorhabens ist es, grundlegende Prinzipien für die Zeitgeschichte zu etablieren, wie mit dem Verhältnis zwischen Diktaturen und einer potenziell demokratischen Zuhörerschaft umgegangen werden kann – eine bis heute durchaus dringliche Causa.

 

Norman Domeier ist Assistenzprofessor für moderne europäische Geschichte an der Universität Stuttgart. Er studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik in Göttingen, absolvierte sein MA in moderner europäischer Geschichte 2004 in Cambridge. Seine Dissertation über den Eulenburgskandal im deutschen Reich am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz 2009 wurde mit dem Preis ‘Geisteswissenschaften International’ des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Zur Zeit arbeitet er an einer Studie zu den Auslandskorrespondenten in Deutschland unter dem ‚Dritten Reich’.

Volha Bartash

Research Fellow (10/2015 - 03/2016)

 

Überleben als Alltagsroutine. Roma in der deutschbesetzten weißrussisch-litauischen Grenzregion 1941-1944

 

Bartash Interviews mit Roma-Familien eröffnen eine komplett neue Perspektive auf konkrete Lebensbedingungen unter einer militärischen Okkupation. Für sie war die Frage des Überlebens Alltagsroutine, die aus drei wesentlichen Fragen des Wo und Wie bestand: Wo es sich zu verstecken galt, wie die Familien versorgt werden konnten, und wie man ständig in Bewegung blieb. Den Schwerpunkt auf diese Überlebenserfahrungen der Roma legend, wird dieses Forschungsvorhaben die laufenden Debatten bezüglich der Unterschiede der Not sowohl der nomadisierenden als auch der sesshaften Roma-Gemeinden, die Rolle der örtlichen NS-Kollaborateure in der Verfolgung, aber auch den Widerstand der Roma ansprechen. Methodisch einzigartig dabei ist, dass die Studie ethnographische und historische Annäherungen zu kombinieren trachtet. Für die Datenbeschaffung wurden im Vorfeld schon Interviews in Roma-Gemeinden in Belarus und Litauen geführt, im Archiv und der Oral-History-Sammlung des USHHM in Washington, D.C. gearbeitet. Im Weiteren soll nun das bereits gesammelte Material gesichtet und ein Buchmanuskript vorbereitet werden. 

 

Volha Bartash studierte Geschichte und Völkerkunde an der Universität in Minsk, und schloss ihre Studien mit einem PhD der weißrussischen Akademie der Wissenschaften ab. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Holocausterinnerung und Fragen der Identität der Roma in Belarus und Litauen. Sie ist Trägerin des Marian Madison Gypsy Lore Society Young Scholar’s Prize in Romani Studies und war Jeff and Toby Herr Fellow am US Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C.

Ines Koeltzsch
Research Fellow (10/2014 - 08/2015)

 

Zwischen Vergessen und Nostalgie. Ländlich-jüdische Lebenswelten im kulturellen Gedächtnis Zentraleuropas vor und nach der Shoah

 

Koeltzsch web‚Juden sind Städter‘ – so lautet eines der bekanntesten Auto- und Heterostereotypen über Juden in der Moderne. Dieses Wahrnehmungsmuster des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hat (nicht nur) die Historiografie bis in die Gegenwart hinein maßgeblich beeinflusst. Die Geschichte der Juden in ländlichen Regionen kann daher als eine zweifach marginalisierte Geschichte verstanden werden: Sie geriet entweder in Vergessenheit oder ist von einer starken Idealisierung geprägt. Das Projekt untersucht am Beispiel der böhmischen Länder und der Tschechoslowakei die kollektiven und individuellen Erinnerungsformen an die ländlich-jüdischen Lebenswelten im Zentraleuropa vor und nach der Shoah. Im Zentrum des Interesses stehen dabei regionsspezifische wie -übergreifende Inhalte und Topoi sowie die Funktionen von Vergessen und Nostalgie im kulturellen Gedächtnis an die ‚Landjuden‘. Diese werden anhand verschiedener Medien (Literatur, Autobiografien, Gedenkbücher etc.) herausgearbeitet. Übergreifend wird zudem gezeigt, dass sich die kollektiv geformten Erinnerungsmuster neben ihren jeweiligen individuellen Ausprägungen nicht erst nach der Shoah, sondern bereits zuvor im Kontext der Urbanisierung und des Niedergangs der ländlich-jüdischen Gemeinden herausgebildet hatten.

 

Ines Koeltzsch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Masaryk-Institut und Archiv der Akademie der Wissenschaften Prag. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der jüdisch-nichtjüdischen Beziehungen sowie der Stadt- und Migrationsgeschichte im Zentraleuropa des 19. und 20. Jahrhunderts.

Zuzanna Dziuban
Research Fellow (12/2014 - 08/2015)

 

Zum Nachleben der Vernichtungslager der ‚Aktion Reinhardt‘

 

Dziuban webDas Projekt wird eine umfassende und interdisziplinäre Analyse des Nachlebens der Vernichtungslager der ‚Aktion Reinhardt‘ ermöglichen. Zu diesem Zweck wird die Studie den Spuren der Nachgeschichte der ehemaligen Vernichtungslager in der wissenschaftlichen Forschung, in den Erinnerungskulturen, öffentlichen Auseinandersetzungen und in der Kunst von 1943 bis heute nachgehen. Bełżec, Sobibór und Treblinka werden dabei als komplexe und multidimensionale soziale, kulturelle und politische Phänomene dargestellt, wobei diese ehemaligen Lager sowohl als sich laufend verändernde physische Orte aber auch als herausfordernde, schwierige Subjekte der historischen Forschung, von Rechtsverfahren, kulturellen und künstlerischen Repräsentationen sowie privaten und öffentlichen Erinnerungsritualen zu verstehen sind. Gleichzeitig versucht das Projekt, die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen diesen klar abgrenzbaren, aber doch unvermeidlich eng miteinander verbundenen Sphären zu erkunden. Damit ist diese historisch-empirisch Studie durchaus auch innerhalb einer breiteren theoretischen Reflexion über Geschichte, Politik, Recht und Gerechtigkeit sowie Erinnerung zu verorten: Die ehemaligen Vernichtungslager der ‚Aktion Reinhardt‘ werden zu einem Brennglas, durch das die Gedächtnispolitik der Nachkriegszeit und generell die Dynamik der Holocaust-Erinnerung an sich analysiert werden kann.

 

Zuzanna Dziuban promovierte im Fach Kulturwissenschaften an der Adam Mickiewicz Universität in Poznań. Sie war Post-Doctoral Fellow im Rahmen der Forschungsgruppe ‚Geschichte & Gedächtnis‘ der Universität Konstanz, der Humboldt-Universität zu Berlin und des Hauses der Wannsee-Konferenz. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Bezüge zwischen Gewalt, Erinnerung, Raum und Holocaust sowie die Kulturpolitik der Trauer der Nachkriegszeit.

Maximilian Becker
Research Fellow (10/2014 - 08/2015)

Überlebende und Widerstandskämpfer. Europäische Netzwerke der Überlebenden und der ehemaligen Widerstandskämpfer

 

Becker webUnmittelbar nach der Befreiung 1945 begannen die ehemaligen NS-Verfolgten Verbände zu gründen, die ihre Interessen durchsetzen, die Erinnerung an Krieg und Verfolgung in der Öffentlichkeit wachhalten und für eine Bestrafung der für die Verbrechen Verantwortlichen sorgen sollten. Diese Vereinigungen gründeten transnationale Dachorganisationen wie die ‚Internationalen Komitees ehemaliger Häftlinge der großen Lager‘ oder die ‚Internationale Föderation der Widerstandskämpfer‘ (FIR). In diesen Organisationen waren Verbände von beiden Seiten des ‚Eisernen Vorhangs‘ vereint. Das Projekt verfolgt das Ziel, am Beispiel der FIR die transnationalen Aktivitäten der Verfolgtenverbände in Erinnerungspolitik, Wiedergutmachung und Sozialfürsorge für die ehemaligen Verfolgten sowie bei der Strafverfolgung von NS-Verbrecherinnen und -Verbrechern und Kollaborateuren zu analysieren.

 

Maximilian Becker studierte Neuere und Neueste Geschichte, Geschichte Ost- und Südosteuropas und Völkerrecht in München. Seine Dissertation Mitstreiter im Volkstumskampf. Deutsche Justiz in den eingegliederten Ostgebieten 1939-1945 wurde durch das Forum Justizgeschichte mit dem Richard-Schmid-Preis ausgezeichnet.

Gábor Szegedi

Research Fellow (10/2014 - 08/2015)

 

Antisemitismus und Sexualität: Sexualerziehung, Eheverbot, ‚Rassenschande’

 

Szegedi webIn Ungarn führte die Welle der antisemitischen Gesetzgebung nach 1938 und die mit dieser in enger Verbindung stehende Sozial- und Wirtschaftspolitik, die auf eine Umverteilung gesellschaftlichen Reichtums auf Kosten ‚der Juden‘ abzielte, zu unterschiedlichen Bemühungen den Begriff ‚jüdisch‘ zu definieren. Jüdinnen und Juden wurden nun zu einer ‚Rasse‘ gemacht und ihnen ein besonderer ‚Geist‘ zugeschrieben. Gemeinsam mit der Zurückdrängung des angeblichen jüdischen Einflusses auf das Sozial- und Wirtschaftsleben, startete der ungarische Staat ein Projekt zur Trennung von ‚Juden‘ und ‚Nicht-Juden‘ auf physischer Ebene, indem es wünschenswerte und nichtwünschenswerte Körper definierte. Die tiefgreifendste Maßnahme im Bereich dieser Körperpolitik war das Ehegesetz des Jahres 1941: Es untersagte Eheschließungen auf rassi(sti)scher Basis und führte den Begriff der ‚Rassenschande‘ ein. Der private Körper wurde so dazu benutzt, die Grenzmarkierungen der Nation mit einer ‚anständigen Sexualität‘ sowie die Schwelle zwischen Zugehörigkeit und Anderssein zu bezeichnen. In seiner Dissertation untersuchte Szegedi die unterschiedlichen Diskurse der Sexualität in Zwischenkriegsungarn, besonders die Frage, wie sexuelles Wissen an junge, unverheiratete Erwachsene weitergegeben wurde. Diesmal werden diese Texte bzw. die Praxis der Sexualerziehung und vorehelichen Beratung dem biopolitischen Normalisierungsprozess der gerichtlich anhängigen ‚Rassenschandeverfahren‘ nach 1941 gegenübergestellt. Damit wird auf den Stellenwert der Sexualität für das Verständnis des Antisemitismus in Zwischenkriegsungarn hingewiesen.

 

Gábor Szegedi studierte Amerikanistik und Politologie an der ELTE und der CEU in Budapest, mit Studienaufenthalten in Turku/Åbo, Berlin und Durham. Im Juni 2014 verteidigte er seine Dissertation zur Sexualerziehung, Eheberatung und vorehelicher Gesundheitsuntersuchung im Ungarn des 20. Jahrhunderts am Department for History der CEU. Er arbeitete als Übersetzer, Mittelschullehrer und war fünf Jahre als Analyst und politischer Berater an der australischen Botschaft in Budapest tätig.

Alexander Korb
Research Fellow (10/2013 – 03/2014)


Vom Ende der Gewalt. Transformation in Jugoslawien 1944-1953

 

KORBIn meinem letzten Buch erforschte ich die Massengewalt, die während des Zweiten Weltkriegs den Balkan erschütterte. Während meines Aufenthaltes am VWI möchte ich nun die Frage stellen, wie Gewalt eigentlich endet. Gerade für Südost- und Ostmitteleuropa bedeutete die deutsche Kapitulation am 8. Mai 1945 ja nicht den Beginn des Friedens. Die unter deutscher Besatzung ausgebrochenen Bürgerkriege tobten oftmals monatelang weiter; nicht nur jüdische Überlebende sahen sich größten Schwierigkeiten gegenüber, ihr Eigentum zurückzuerhalten oder in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren zu können; mancherorts ermordeten Dorfbewohner heimkehrende Juden, mancherorts brachen Pogrome aus. Zugleich eskalierten die Massenvertreibungen und Umsiedlungen der Ethnien, die als Kollaborature galten, Bürger- und Guerillakrieg, ethnische Säuberungen, Pogrome, Abrechnungsgewalt und gewaltsame kommunistische Machtübernahmen verdichteten sich zu einem Gewaltszenario, das für weite Teile Südost- und Ostmitteleuropas prägend war. Die Überlebenden der Gewalttaten des Zweiten Weltkriegs fanden sich in einer bedrohlichen Lage wieder, und manche von ihnen mussten weiterkämpfen. Am Beispiel Jugoslawiens möchte ich den Übergang von Krieg zum Frieden erforschen und das Ende der Gewalt verstehen. Die Forschungen werden in ein Buchprojekt einfließen, an dem ich zusammen mit Dieter Pohl arbeite, sowie sollen zudem Gegenstand eines Artikels sein. Des weiteren arbeite ich in Wien an einer Sondernummer für eine Zeitschrift, die ich zusammen mit Philipp Ther herausgeben werde. Dort kommen die Autoren zu Wort, die wir 2012 zur Konferenz „Homogenising Southeastern Europe. Balkan Wars, Ethnic Cleansing and Postwar Ethnic Engineering since 1912" nach Wien eingladen haben.

 

Alexander Korb studierte Geschichte und Gender Studies an den Berliner Universitäten. Zudem verbrachte er Auslandssemester in Aix-en-Provence, Prag und Voronezh (Russische Föderation). Seine Magisterarbeit zu den Reaktionen der deutschen Bevölkerung auf die Novemberpogrome 1938 wurde mit dem Preis der Stiftung "20. Juli 1944" ausgezeichnet und erschien 2008 als Buch. Im Jahr 2010 promovierte er an der Humboldt-Universität mit einer Arbeit, die 2013 unter dem Titel „Im Schatten des Weltkriegs. Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941–1945" 2013 bei der Hamburger Edition erschien und bereits mit fünf Forschungspreisen, darunter dem Fraenkel-Preis der Wiener Library London, ausgezeichnet wurde. Seit 2010 ist Korb Lecturer in Neuester Europäischer Geschichte an der Universität Leicester (GB), und stellvertretender Direktor des dortigen Stanley-Burton-Zentrums für Holocaust- und Genozidstudien.

Kinga Frojimovics
Research Fellow (12/2013 – 08/2014)

 

Die Beziehungen der Jüdischen Gemeinde Pest und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien in der Zeit vom Anschluß bis zum Beginn der Deportationen, 1938-1941

 

FROJIMOVICS1938 — dem Jahr des Anschlusses in Österreich und des ersten (anti-)Jüdischen Gesetzes in Ungarn — waren die jüdische Gemeinde Pest [Pesti Izraelita Hitközség, (PIH)] und die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) die beiden größten jüdischen Gemeinden Mitteleuropas. Die beiden jüdischen Gemeinden konnten 1938 bereits auf eine seit über einem Jahrhundert gepflegte und gefestigte Beziehung zurückblicken. 1938 brachte jedoch eine grundlegende Veränderung in diesen Beziehungen. Während bis 1938 die Verbindung zum großen Teil auf Liturgie/Zeremonie und sozialen Begegnungen zwischen individuellen Mitgliedern der beiden Gemeinden beruhte, standen ab 1938 aufgrund der sich immer verschlimmernden anti-jüdischen Diskriminierung soziale und legale Unterstützung alleinig im Vordergrund.
Das systematische Studium der Verbindungen zwischen den beiden größten mitteleuropäischen jüdischen Gemeinden zwischen 1938 und 1941 wird das Verständnis dafür fördern, wie diese in wachsendem Maße negativ beeinflussten zentralen Institutionen jüdischen Lebens versuchten, ihren Mitgliedern und einander während der ersten Phase des Holocaust Unterstützung zu gewähren. Es ist besonders wichtig, die Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfestellung dieser beiden Gemeinden aufzuzeigen, da diese jüdischen Institutionen oft in historischen Arbeiten als isolationistische Einrichtungen beschrieben werden, die keinerlei Interesse oder Beteiligung an den Problemen der jüdischen Welt im Allgemeinen gezeigt hätten.

 

Kinga Frojimovics, Historikerin und Archivistin. Seit 2007 Leitung der Ungarischen Abteilung der Yad Vashem Archive (Jerusalem, Israel). Seit 2010 zusätzlich Forschungsmitarbeiterin am Hadassah-Brandeis Institute, Brandeis University (Waltham, MA, USA). Ihre Forschungstätigkeit ist der Geschichte der Juden in Ungarn im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert gewidmet. Besondere Schwerpunkte liegen auf jüdischen religiösen Bewegungen in Ungarn und auf dem Holocaust. Sie ist Mitherausgeberin von MAKOR, the Series of the Hungarian Jewish Archives (Budapest).

José David Lebovitch Dahl
Research Fellow (10/2013 – 08/2014)

 

Antisemitismus, Nationalismus und die Österreichische Provinz der Gesellschaft Jesu, 1918-1939 - eine vergleichende Studie

 

LEBOVITCHIn diesem Projekt wird die Haltung der österreichischen Jesuiten gegenüber dem Antisemitismus und Nationalismus während der Zwischenkriegszeit analysiert. Das Forschungsprojekt versteht sich als Teil einer größeren Studie über die verschiedenen Positionen, die der Jesuitische Orden gegenüber dem Nationalismus und Rassismus im Europa der 1920er und 1930er Jahre eingenommen hatte. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die jeweilige Haltung der Jesuiten sowohl durch „ultra-nationale Doktrinen" als auch durch ortsspezifische Aspekte der Seelsorge beeinflusst war und, dass eine Analyse der Spannungen und Diskussionen über Nationalismus und Antisemitismus innerhalb des Ordens, ein Verständnis der entscheidenden Faktoren, bezüglich einer Unterstützung oder Ablehnung gegenüber dem Antisemitismus innerhalb katholischer Institutionen, fördern wird. Das österreichische Beispiel hat besondere Relevanz durch die Rolle des Katholizismus in der österreichischen Politik und der Rolle Österreichs im Holocaust. Darüber hinaus gewährt ein Studium der von den Jesuiten eingenommenen Positionen in der Zwischenkriegszeit und deren Veränderungen einen Einblick in die Frage nach den Kontinuitäten im Antisemitismus während der Zeit vom späten 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg.

 

David Lebovitch Dahl, Ph.D. der Geschichte vom European University Institute (2008). Seine Forschung widmet sich den Themen Antisemitismus, Nationalismus und der Katholische Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen Artikel in Modern Judaism (2003), Rivista di Storia del Cristianesimo (2010) und Modern Italy (2012).

Katherine A. Lebow

Research Fellow (10/2013 – 03/2014)

 

Zeugenaussagen der Nachkriegszeit, polnische Überlebende und die spezifische Erzählkultur

 

LEBOWEine der beachtlichsten frühzeitigen Reaktionen auf den Holocaust war die Sammlung von Augenzeugenberichten. Eine Reaktion die weder unausweichlich noch universal war. In diesem Projekt beschäftige ich mich mit den besonderen Umständen, welche die Aussagen durch polnisch-jüdische Überlebende nach dem Zweiten Weltkrieg mit prägten. Dazu gehören die Funktion der "alltäglichen Autobiografie" in der Sozialwissenschaft und im öffentlichen Diskurs der Zwischenkriegszeit in Polen; diese Autobiografien stellten als Instrumentarium der wissenschaftlichen und literarischen Praktiken die Stimme gewöhnlicher Mitmenschen in den Vordergrund. Bestsellerkompilationen bestehend aus den Memoiren z.B. arbeitsloser Arbeiter und mittelloser Kleinbauern fokussierten den Blick der polnischen Bevölkerung auf das menschliche Gesicht der Armut der 1930er Jahre durch persönliche Erzählungen als mächtige Instanz eines "moralischen Zeugens". Am VWI werde ich analysieren, inwiefern dieses Vermächtnis die Überlebenden beeinflusst hat, als sie sich von den beispiellosen Anforderungen mit der Erinnerung an den Holocaust sowie deren Dokumentation konfrontiert sahen.

 

Katherine A. Lebow, (Ph.D., Columbia) unterrichtet an der University of Virginia und der Newcastle University. Neuere Veröffentlichungen u.a. Unfinished Utopia: Nowa Huta, Stalinism, and Polish Society, 1949-56 (Cornell, 2013) und "The Conscience of the Skin: Interwar Polish Autobiography and Social Rights," Humanity 3,3 (2012). Sie schreibt ein Buch über "alltägliche Autobiographien" im transatlantischen Raum von der Großen Depression bis zum Holocaust.

 

Katherine Lebows Homepage

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