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News – Veranstaltungen – Calls

24. April 2024 19:00
BuchpräsentationIngeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz, Hilde Domin, Nelly Sachs: Über Grenzen sprechend. Briefe. Piper/Suhrkamp, München, Berlin, Zürich 2023
Ingeborg Bachmann stand mit zentralen Protagonistinnen der deutschsprachigen Literatur im Austausch, nun werden ihre Briefwechsel mit Marie Luise Kaschnitz, Hilde Domin und Nelly Sachs erstmals zugänglich gemacht. Die Briefe geben Einblick in die Lebensbedingungen, das literarische S...Weiterlesen...
02. Mai 2024 18:30
Simon Wiesenthal LectureEdyta Gawron: Never Too Late to Remember, Never Too Late for Justice! Holocaust Research and Commemoration in Contemporary Poland
In 1994, Simon Wiesenthal received a doctorate honoris causa from the Jagiellonian University in Krakow for his lifelong quest for justice – half a century after he had been, for a short time, prisoner of the local Nazi Concentration Camp (KL) Plaszow. The 1990s were the decade when t...Weiterlesen...
07. Mai 2024 00:00 - 04. Juni 2024 00:00
WorkshopDealing with Antisemitism in the Past and Present. Scientific Organisations and the State of Research in Austria
This series of talks, presented by antisemitism experts from different organisations that research antisemitism using a variety of academic approaches, aims to provide a snapshot of historical evolutions, current events, prevalent perceptions and declared (and undeclared) attitudes. I...Weiterlesen...
14. Mai 2024 08:45 - 16. Mai 2024 16:30
TagungQuantifying the Holocaust. Classifying, Counting, Modeling: What Contribution to Holocaust History?
About the conference: https://quantiholocaust.sciencesconf.org/ Programme timed on the basis of 15-minute presentations + 15-minute discussions; short breaks and lunches Day 1 Tuesday, 14 May 2024Centre Malher (9 rue Malher 75004 Paris/amphi Dupuis) From 8.45 am: Welcome9.30 am...Weiterlesen...
24. Mai 2024 18:00
InterventionLange Nacht der Forschung 2024
2024 öffnet das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) in der Langen Nacht der Forschung wieder seine Tore und lädt Interessierte in seine Räumlichkeiten am Rabensteig 3 ein. Im Rahmen von Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Präsentationen bieten VWI-Team und Gäste Einb...Weiterlesen...
04. Juni 2024 13:00
VWI invites/goes to...Workshop: Social History of the Shoah. Everyday Life, Space and Time
 VWI invites Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien 13:00Hannah Riedler (VWI Junior Fellow)Between Deportation, Forced Labour and Germanisation. The Umwandererzentralstelle in Occupied Poland 1939–1941Commented by Kerstin von Lingen 13:40Jenny Watson (VWI Research Fell...Weiterlesen...

Kateřina Králová

Research Fellow (08/2020–05/2021)

 

(INTER)MISSION. Zur Trennung von Eltern und Kindern in europäischen Konflikten des 20. Jahrhunderts

 

Web KralovaK(INTER)MISSION untersucht und erörtert, wie sich Flüchtlingskinder aus Konfliktzonen und jenen sozialen und kulturellen Zusammenhängen, bei denen sie in ihren Gastländern lebten und wirkten, auf ihre Herkunft und Zugehörigkeit zurückbesinnen. Das Projekt konzentriert sich auf Displaced Children, die vom Zweiten Weltkrieg bis in den Kalten Krieg hinein von Gewalt bedroht und von ihren Eltern getrennt wurden. Dabei werden drei Fallbeispiele untersucht: die Kindertransporte (1938/1939), der Griechische Bürgerkrieg (1946–1949) und der Ungarische Volksaufstand (1956). Analysiert werden die Strategien, mittels derer sich die Kinder über die Trennung von ihren Familien und die daran anschließende Relokalisierung auseinandersetzten: nicht nur während ihrer Kindheit, sondern auch als Erwachsene. Hierbei dienen soziale Zugehörigkeit, Adaptierungsmechanismen und Haltungen gegenüber Krieg als zentrale analytische Variablen und Kategorien.

 

Kateřina Králová ist Dozentin für Zeitgeschichte und Leiterin des Lehrstuhls für Russisch- und Osteuropastudien an der Karls-Universität in Prag. Von ihr liegen zahlreiche Publikationen zum Umgang mit der NS-Vergangenheit, dem Holocaust und seinen Folgen vor, wie z.B. das Buch Das Vermächtnis der Besatzung verfasst. Deutsch-griechische Beziehungen seit 1940 (Böhlau, 2016; BpB 2017). Ihr zweites Buch, eine Studie über Holocaustüberlebende in Griechenland in der Nachkriegszeit, befindet sich derzeit in Begutachtung.

 

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Petre Matei

Research Fellow (01/2021 – 7/2021)

 

Deportationen von Roma nach Transnistrien während des Zweiten Weltkriegs. Zwischen zentraler Entscheidung und lokaler Initiative

 

Web Matei Die Deportationen von rumänischen Roma im Zweiten Weltkrieg waren die Folge der schon lange zuvor vollzogenen Ausgrenzung durch lokale AkteurInnen. Um die Deportationen und die Möglichkeit ihrer Durchführung besser zu verstehen, müssen ältere Haltungsmuster gegenüber Roma in bestimmten Milieus wie nationalistischen Parteien, Exekutivorganen und in der Eugenik mit Maßnahmen verglichen werden, die während des Zweiten Weltkriegs ergriffen wurden.

 

Während des Zweiten Weltkriegs erlitten Roma ganz unterschiedliche Schicksale. Was zu diesen sehr unterschiedlichen Schicksalen führte, steht im Mittelpunkt der Fragestellung des Forschungsvorhabens. Bei der Verfolgung der Roma kamen unterschiedliche Agenden zusammen, die je nach spezifischem Kontext entweder zusammenwirkten oder gegeneinander verliefen. Auf jeden Fall trugen sie zu einer weiteren Radikalisierung der Ausgrenzungspraktiken bei.

 

Faktisch blieben die Kriterien für eine Identifikation der ‚unerwünschten’ Roma jeweils vage und subjektiv, was lokalen InteressenvertreterInnen wiederum gestattete, diese situativ auszulegen und zu verhandeln. Gleichzeitig werden in dieser Untersuchung die von den deportierten Roma eingesetzten Selbstverteidigungsstrategien analysiert.

 

Petre Matei ist Forscher am Nationalen Institut für Holocaust-Forschung Elie Wiesel in Bukarest. Er promovierte in Geschichte an der Universität Bukarest, war Fellow am United States Holocaust Memorial Museum, hat zahlreiche ZeitzeugInneninterviews mit Roma und jüdischen Überlebenden geführt und rund zwanzig Aufsätze zur Geschichte der Roma geschrieben. Gemeinsam mit Vintilă Mihăilescu hat er Condiția romă. Schimbarea discursului [Conditio Roma. Wandel im Diskurs] (Iași 2014) und Roma. Der Diskurswandel (Wien 2020) herausgegeben. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der Roma, Holocaust, Entschädigung und Erinnerung.

 

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Anna Menyhért

Research Fellow (9/2020 - 5/2021)

 

Trauma im digitalen Zeitalter

 

Web MenyhertDas Projekt untersucht, wie digitale Plattformen die Übertragung, Repräsentation und Verarbeitung von Traumata verändern. Dabei wird das in Entstehung begriffene interdisziplinäre Feld der digitalen Traumastudien vorgestellt. Wie werden traumatische Inhalte an die NutzerInnen digitaler Medien vermittelt? Wie können soziale Medien und Online-Gruppen, die sich bei ihrer Selbstpräsentation und Diskussion auf aktuelle und historische Traumata (wie etwa den Holocaust) beziehen, Blogs von MigrantInnen und Tweet-Ketten wie etwa die #MeToo-Bewegung zu Foren der Verarbeitung von Trauma werden?

 

Arbeitsziel ist ein Buch, das anhand von Fallstudien die Besonderheiten digitaler Medien und deren jeweilige Eigenschaften auf die Form traumabezogener Kommunikation untersucht. Zu diesen Fallstudien gehören die Facebook-Gruppe The Holocaust and My Family, ungarische MigrantInnen-Blogs, die sich mit Migrationstraumata und ihren politischen Hintergründen auseinandersetzen, gegenwärtige Kontroversen um die kulturellen und politischen Implikationen des Vertrags von Trianon auf YouTube sowie die Resilienz traumatisierter Opfer am Beispiel der #MeToo Kampagne auf Twitter.

 

Anna Menyhért ist Professorin für Traumastudien an der Universität für Jüdische Studien in Budapest. Von 2016 bis 2018 war sie Marie Sklodowska-Curie-Research Fellow an der Universität Amsterdam, davor Leiterin der Trauma and Gender in Literature and Culture-Research Group an der Eötvös Loránd Universität in Budapest. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Traumastudien, soziale Medien, Memory Studies, Kritische Theorie und Frauenliteratur.

 

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Messan Tossa

Research Fellow (3/2021 - 7/2021)

 

Artefakte der Holocaustliteratur im afrikanischen Kontext

 

Web TossaDie zunehmende Verflechtung von Welten aufgrund der Überwindung realer Distanzen geht Hand in Hand mit der Übersetzung lokaler Eigenheiten in globale Repräsentationsmuster. Aufgrund dieser virtuellen Distanzlosigkeit werden Narrative des Zentrums auch zu globalen Paradigmen, die in der Folge Geltung für die Erklärung künftiger Erscheinungsformen analoger Realitäten entfalten.

 

Diese Feststellung trifft für das Thema Holocaust ebenso zu. Im Forschungsvorhaben werden dessen literarische Darstellungsmodi auch für die Dokumentation des Völkermordes in Ruanda herangezogen. Dieser Parallelismus ist so prägend, dass Robert Stockhammer in seinem Buch zum Völkermord in Ruanda vom „anderen Genozid“ spricht, womit er unmissverständlich auf den Holocaust Bezug nimmt. Das Vorhaben hegt aber vor allem die Absicht, diese Vereinnahmung poetischer, ästhetischer, und formaler Indizien der Holocaustliteratur in die Fiktionalisierung des Völkermordes in Ruanda kritisch zu hinterfragen und so die Eigenheiten herauszufiltern.

 

Messan Tossa ist Mitarbeiter im Staatsarchiv Togos und Honorardozent in der Germanistikabteilung der Université de Lomé, ehemaliger Fellow deutscher Förderungseinrichtungen wie etwa des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Alexander von Humboldt Stiftung und der Staatsbibliothek zu Berlin. Im Jahr 2014 promovierte er am Institut für Germanistik der Université de Lomé. Neben vielen Artikeln publizierte er 2018 das Buch Friedensdiskurse in der neueren deutschsprachigen Literatur.

 

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Katarzyna Nowak

Research Fellow (10/2021-08/2022)

 

‚Rezivilisierungsprojekt Geflüchtete‘: Osteuropäische Flüchtlinge im Herzen eines geteilten Europas, 1945-1956

 

NowakDieses Forschungsvorhaben nimmt eine Neubewertung der Fluchterfahrung osteuropäischer Geflüchteter vor, die bislang im Narrativ der flächendeckenden Vertreibungen während des Zweiten Weltkriegs unterrepräsentiert sind. Während und nach dem Krieg waren Flüchtlinge aus Osteuropa – darunter u.a. Polen, Juden, Ukrainer, Weißrussen, Roma – mit dem Wiederaufbauprojekt Europa konfrontiert, das von der Politik der westlichen Alliierten bestimmt war. Im Rahmen dieses Projekts werde ich die Wiederaufbauhilfe der Nachkriegszeit als eine ‚Zivilisationsmission‘ des 20. Jahrhunderts analysieren, deren Hauptziel es war, diese geflüchteten EuropäerInnen möglichst schnell in die Gesellschaften der westlichen Welt einzugliedern, um den Wiederaufbau zu beschleunigen. Um sich dem Thema der Fluchterfahrung in der Frühzeit des Kalten Krieges anzunähern, versammelt diese Studie aus einer bottom-up Perspektive heraus neues Quellenmaterial, das einen Einblick in die von ganz unterschiedlichen sozialen und ethnischen Milieus geprägten Lebenswelten jener Geflüchteten bietet, die sich nach 1945 im von den Alliierten besetzten Deutschland und Österreich wiederfanden.

 

Katarzyna Nowak ist Historikerin mit einer Spezialisierung im Bereich der Kultur- und Sozialgeschichte Osteuropas sowie einem starken Interesse an Vertreibungs- und Migrationsgeschichte. Während ihrer PhD- und Postdoc-Forschungen an der Universität Manchester, hat sie sich aus globaler Perspektive mit Displaced Persons in der frühen Periode des Kalten Krieges auseinandergesetzt. Zurzeit finalisiert sie ihr erstes Buch: Kingdom of Barracks. Polish Displaced Persons in Allied-occupied Germany and Austria, 1945-1952. Sie hat überdies zu den Themen Geschlechtergeschichte, Geflüchtete und Diaspora publiziert.

 

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Rasa Baločkaitė

Research Fellow (10/2019–03/2020)

 

Zum Umgang mit dem Schock der Nachkommen von Holocausttätern in Litauen

 

BALOCKAITEWährend in Litauen der Holocaust in der Regel als eine Frage von historischen Details, politischen Konstellationen und öffentlichen Erinnerungsveranstaltungen verstanden wird, zielt dieses Vorhaben viel eher auf psychologische Fragestellungen ab: Im Brennpunkt steht dabei die Frage, wie Nachkommen von Holocausttätern mit der Vergangenheit ihrer Eltern bzw. Großeltern umgehen. Inspiriert wurde die Forschung von deutscher Literatur zu Kindern von Nationalsozialisten (Jennifer Teege, Niklas Frank), weiters von der Idee Hannah Arendts, dass das Böse beide Seiten, Täter und Opfer gleichermaßen betrifft, und dass die Folgen von Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Forschung fußt zudem auf Rūta Vanagaites Musiskiai (Die Unsrigen) und Arkadijus Vinokuras’ Mes nežudėme (Wir haben nicht gemordet), die beide Gespräche mit Nachkommen von Holocausttätern enthalten. Das Projekt wird die emotionalen und psychologischen Strategien zur Aufarbeitung des Schocks über das Wissen der Handlungen der eigenen Vorfahren ergründen – wie etwa aktives Vergessen, Wut, Verleugnung oder Rationalisierung, das sprachliche oder narrative Framing dieses Schocks und den Zusammenhang zwischen den persönlichen und kollektiven bzw. öffentlichen Erzählungen.

 

Rasa Baločkaitė ist außerordentliche Professorin für Soziologie an der Vytautas Magnus Universität in Litauen. Sie war 2011 Fulbright-Stipendiatin an der Universität Berkeley und 2013 Visiting Fellow am Zentrum für Zeitgeschichte in Potsdam. Ihre Forschungen zu sowjetischen und postsowjetischen Gesellschaften wurden in führenden Fachzeitschriften wie Problems of Post Communism, Language Policy, European History Quarterly etc. veröffentlicht. Sie schreibt regelmäßig über posttraumatische Erfahrungen für litauische Medien.

 

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Roland Clark

Research Fellow (10/2019-01/2020)

 

Schulen des Hasses. Antisemitische Studentenorganisationen im Österreich der 1920er-Jahre

 

CLARKDas Vorhaben untersucht die Welle antisemitischer Unruhen, die Anfang der 1920er-Jahre an Universitäten in elf verschiedenen europäischen Ländern ausbrach. Zwischen 1919 und 1923 kämpften Antisemiten gewaltsam um eine studentische Kontrollmöglichkeit der Universitäten, griffen Juden an und unterstützten rechtsextreme Parteien. Verortet werden diese Unruhen im Rahmen des Strukturwandels an den europäischen Universitäten nach dem Ersten Weltkrieg. Weiters wird analysiert, wie die relativ plötzliche Verstaatlichung und Demokratisierung der Universitäten die alltäglichen Lehr- und Lernpraktiken ethnisierte und politisierte. Als Orte kultureller Reproduktion wurden die Universitäten zu heftig umstrittenen Orten, an denen junge Menschen versuchten, Politikern und anderen Eliten ihre Ziele aufzuzwingen.

 

Dabei werden die einzelnen Bewegungen als lokaler Ausdruck eines transnationalen Protestzyklus gesehen. Die Fokussierung auf Missstände, Ausdrucksformen, politische Allianzen, Möglichkeiten und transnationale Austauschprozesse erlaubt es, den gesamten Protestverlauf kohärent zu rekonstruieren, ohne dabei die Bedeutung lokaler Kontexte aus den Augen zu verlieren.

 

Roland Clark ist Dozent für Geschichte an der Universität von Liverpool. Seine Forschung und Lehre konzentriert sich auf die Kulturgeschichte des modernen Ostmitteleuropas, einschließlich Faschismus, sozialer Bewegungen, Gewalt, Gender, Theologie sowie gelebter Religion. Sein erstes Buch – Holy Legionary Youth: Fascist Activism in Interwar Romania (Cornell UP, 2015) – thematisiert den rumänischen Faschismus und fragt, was diese Form des Aktivismus für junge rumänische Männer und Frauen bedeutete.

 

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György Majtényi

Research Fellow (10/2019–02/2020)

 

Transnationale Erinnerung an den Roma-Holocaust/Porrajmos

 

MAJTENYIDie Geschichte der Roma kann einerseits im nationalstaatlichen Kontext, andererseits im Zusammenhang mit einer einheitlichen Geschichte aller Roma dargestellt werden. Letzterer Ansatz könnte auch als ein transnationales Narrativ bezeichnet werden. Tatsächlich wurden in letzter Zeit mehrere Werke veröffentlicht, die die Geschichte der Roma so beschreiben und mit der nationalstaatlichen Betrachtungsweise brechen. Ebenso wichtig für die Herstellung einer gemeinsamen Geschichte, für die Stärkung der nationalen/ethischen Identität sind aber auch Auseinandersetzungen oder die Aufarbeitung kollektiver Traumata. Die Studie untersucht die Stadien und Akteure des Prozesses, durch den der Porrajmos zu einem Lieu de Mémoire innerhalb der in verschiedenen Nationalstaaten lebenden Roma-Minderheiten wurde. In einem nächsten Schritt wird untersucht, wie diese Orte im weiteren bei der Entstehung einer gemeinsame Erzählung der Roma-Geschichte und der nationalen Identitätsbildung eine Rolle spielten.

 

György Majtényi ist Sozialhistoriker, lehrt an der Károly Eszterházy Universität in Eger. Bis 2011 war er Abteilungsleiter des Ungarischen Nationalarchivs. Seine Forschungsinteressen sind Sozialgeschichte der Roma, Mittelosteuropa im 20. Jahrhundert sowie die Geschichte der Geschichtsschreibung.

 

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Katarzyna Person

Research Fellow (03/2020–07/2020)

 

Verbrechensahndung als gemeinschaftsbildender Prozess bei Juden und Polen nach 1945. Nationale und transnationale Aspekte

 

PERSONIm Vorhaben geht es um den grenzüberschreitenden Aspekt individueller Versuche, Verbrechen zu ahnden, die während des Zweiten Weltkriegs in Ostmitteleuropa begangen wurden. Im Fokus stehen ganz besonders die Reaktion jüdischer Bürger Vorkriegspolens unmittelbar nach 1945 bezüglich normenverletzender Verhaltensweisen von Individuen während des Krieges. Das Projekt wird die Mobilität der Menschen vor dem Fall des Eisernen Vorhangs untersuchen, wie sie mit ihren Erinnerungen umgingen, und wie sie in der Ferne begannen, neue Gemeinschaften aufzubauen. Die individuelle Entscheidungsfreiheit bei der Suche nach Vergeltung steht dabei im Vordergrund, wobei Geschlecht, Alter, sozialer Status und geografische Lage als Schlüsselaspekte dienen.

 

Katarzyna Person ist Assistenzprofessor am Jüdischen Historischen Institut in Warschau mit dem Schwerpunkt Osteuropäische Jüdische Geschichte. Sie hat über 20 von Experten begutachtete Artikel und drei Bücher über den Holocaust und seine Folgen im besetzten Polen veröffentlicht.

 

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Andrew Wisely

Research Fellow (02/2020–06/2020)

 

Zwischen Auschwitz und Frankfurt. Sein und Schein des SS-Arztes Franz Lucas (1911–1994)

 

WISELYDieses Projekt untersucht Dr. Franz Bernhard Lucas (1911–1994), einen SS-Lager- und Truppenarzt, der 16 Monate in Auschwitz-Birkenau, Mauthausen, Stutthof, Ravensbrück und Sachsenhausen tätig war. Im Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965) leugnete er zuerst, 1944 Selektionen an der Rampe von Auschwitz-Birkenau vorgenommen zu haben, gab aber schließlich zu, dies unter Druck doch getan zu haben. Seine vermeintliche Furcht und die komplexen Zeugenaussagen von Überlebenden aus Ravensbrück milderten das Strafmaß und sicherten 1970 seinen Freispruch. Dieser Prozess steht im Zentrum des Buchvorhabens, dominiert es aber nicht. Für ein umfassenderes Porträt von Lucas sind nämlich Universitätsunterlagen, Verhöre, andere Gerichtsakten, Zeugnisse, Briefe, Offiziersakten und Lagerunterlagen erforderlich. Diese helfen uns, seine Entwicklung in der ‚Volksgemeinschaft‘ und sein eugenisches Handeln gegenüber dessen rassistisch definierten Außenseitern einzuordnen. Das Vorhaben sieht Lucas als Januskopf – vorwärts und rückwärts blickend, widerstrebend und opportunistisch zugleich. Beispiele für Täuschungen stehen Berichten über Lucas’ Außergewöhnlichkeit gegenüber. Weiters wird in dem Projekt die Kultur der Amnestie und Viktimisierung in den 1950er -und 1960er-Jahren, die die Übernahme von Verantwortung und Reue gegenüber den wahren Opfern verzögerte, in den Blick genommen.

 

Andrew Wisely ist außerordentlicher Professor für Deutsch an der Baylor University, wo er alle Deutschniveaus unterrichtet und ein Auslandsstudium in Dresden mitleitet. Er ist Autor von Arthur Schnitzler und Twentieth-Century Criticism (2004). Er hat Artikel über Sterilisation, Trauma und Beichte veröffentlicht. Forschungs- und Lehrinteressen umfassen österreichische Literatur, medizinische Literaturdiskurse und -ethik, Zeugnisse, Nachkriegsjustiz, Täterrhetorik und Trauma.

 

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Devrim Sezer

Research Fellow (02/2019–07/2019)

 

Im Schatten vergangenen Unrechtes. Schuld, Verantwortung und die Politiken der Erinnerung

 

SEZERWie die Themen Völkermord und kollektive Verantwortung in den Werken von Karl Jaspers, Hannah Arendt und Raphael Lemkin aus türkischer Sicht be- und verhandelt werden, steht im Vordergrund dieses Forschungsvorhabens. Zentrale Prämisse dabei ist, dass die Türkei sich nie mit dem von den Jungtürken verübten Völkermord an den Armeniern auseinandergesetzt hat und dass – um dieses Versagen besser zu verstehen – eine Analyse der Überlegungen der genannten Denkerin und der Denker zum Holocaust hilfreich sein kann.

 

Das Vorhaben stützt sich dabei auf zwei tragende Säulen: Zuerst wird untersucht, welche Konsequenzen aus den Überlegungen Arendts zur Singularität, zum beispiellosen Charakter des Holocaust für den armenischen Genozid gezogen werden können. In einem weiteren Schritt werden ihre Ansichten zum Genozid allgemein im Lichte der Lemkinschen originären Konzeption bewertet. Danach konzentriert sich die Untersuchung auf Jaspers‘ und Arendts Analyse von Schuld bzw. Verantwortung unter besonderer Berücksichtigung von vier Gruppen: Tätern, Mitläufern, Nachfolgegenerationen und Opfern bzw. deren Nachkommen.

 

Eine solche vergleichende Analyse könnte helfen, ein tragfähigeres und auch belastbareres Konzept der kollektiven Verantwortung zu entwickeln, mit dem besonderen Schwerpunkt auf Anerkennung vergangener Ungerechtigkeiten. Darüber hinaus könnten die aus dieser Diskussion gewonnenen Erkenntnisse eine weitere wissenschaftliche, aber auch öffentliche Diskussion über die Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern anregen.

 

Devrim Sezer ist Associate Professor für politisches Denken an der Universität für Wirtschaft in Izmir. Er hält einen Master in politischer Theorie der London School of Economics und ein Doktorat in Politikwissenschaft der kanadischen Carleton University. Seine Forschungsinteressen umfassen die Geschichte der politischen Philosophie, Theorien der Demokratie/des Republikanismus, der Literatur und des politischen Denkens, der Moderne und ihrer Kritiker sowie zeitgenössische Debatten über öffentliches Gedächtnis und kollektive Verantwortung. Er zeichnet für zahlreiche Artikel und Buchkapitel zur Geschichte des politischen Denkens und der europäischen Ideengeschichte.

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